Zehntausende kommen zu Trauerfeier für Enke
Sarg des Torwarts wird im Stadion aufgebahrt
Hannover bereitet sich auf die größte Trauerfeier in der Bundesrepublik seit 42 Jahren vor. Mehrere zehntausend Menschen wollen am Sonntag Abschied von Robert Enke nehmen. Die für viele immer noch unfassbare Selbsttötung des Torhüters von Hannover 96 und der Nationalmannschaft am Dienstag hat eine fast beispiellose Anteilnahme in der Bevölkerung ausgelöst. Die Trauer um Enke, der unter Depressionen litt, ist allenfalls mit dem Tod von Konrad Adenauer zu vergleichen. Als der erste Bundeskanzler im April 1967 starb, defilierten fast 300 000 Menschen in einem Trauerzug am Sarg des Politikers vorbei.
Wahrscheinlich werden die 45 000 Plätze im Stadion von Hannover nicht ausreichen. »Wir wollen vor der AWD-Arena Leinwände und Lautsprecher aufbauen. So können die Fans die Trauerfeier auch auf dem Vorplatz verfolgen«, berichtete Hannovers Pressechef Andreas Kuhnt. Die ARD überträgt die rund einstündige Gedenkveranstaltung ab 11 Uhr live.
Erwartet werden die deutsche Nationalmannschaft mit Bundestrainer Joachim Löw und Teammanager Oliver Bierhoff, die früheren Bundestrainer Jürgen Klinsmann und Rudi Völler sowie ehemalige Nationalspieler wie Jens Lehmann oder Christoph Metzelder. Fast alle Bundesligaklubs haben ihr Erscheinen angekündigt. Auch Deutschlands Innenminister Thomas de Maizière steht auf der Gästeliste.
Der Sarg von Enke wird auf dem Rasen im Stadion aufgebahrt. Nach der Trauerfeier, auf der DFB-Präsident Theo Zwanziger, Vereinschef Martin Kind, Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff und Hannovers Oberbürgermeister Stephan Weil als Redner vorgesehen sind, soll der Sarg auf den Friedhof im Neustädter Ortsteil Empede gebracht werden. Enke wird dort im privaten Kreis neben seiner Tochter Lara beigesetzt, die 2006 gestorben war.
Enkes Witwe Teresa gedachte am Freitag in einer Traueranzeige mit einem Zitat des tschechischen Schriftstellers Václav Havel ihres gestorbenen Mannes: »Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.«
Auch am Freitag dokumentierte ein Lichtermeer aus Kerzen, zahlreiche Blumen, Schals, Trikots und Briefe vor dem Stadion die Verbundenheit der Fußballfans mit ihrem Idol – ein Bild, das an die Reaktionen nach prominenten Todesfällen wie von Lady Di oder Michael Jackson erinnerte. In Internetforen forderten viele 96-Fans die Vereinsführung auf, Enkes Trikot mit der Nummer 1 nicht mehr zu vergeben. Die Anhänger sprachen sich auch dafür aus, einen Platz nahe des Stadions oder die AWD-Arena selbst in »Robert-Enke-Stadion« umzubenennen.
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