VW übernimmt Karmann
Aufsichtsrat stimmt Kauf des Zulieferers zu / Porsche wird Konzernmarke
Wolfsburg (AFP/dpa/ND). Volkswagen übernimmt Teile des insolventen Autozulieferers Karmann. Der VW-Aufsichtsrat habe dem Kauf der Maschinen, Anlagen und Grundstücke von Karmann am Firmensitz Osnabrück zugestimmt, teilte Volkswagen am Freitag in Wolfsburg mit. VW wolle 2011 mit der Produktion von Fahrzeugen in Osnabrück beginnen. Dazu werde der Konzern bereits in den kommenden Wochen eine neue Tochtergesellschaft gründen und ein neues Fahrzeug planen. VW wolle in Osnabrück bis 2014 über 1000 Arbeitsplätze schaffen. Bereits im kommenden Jahr brauche der Wolfsburger Konzern 200 Spezialisten zum Start seines neuen Auto-Projekts.
VW signalisierte, die momentane Belegschaft von Karmann und auch frühere Mitarbeiter beschäftigen zu wollen. Die Mitarbeiter »verfügen über langjährige Erfahrung in der Produktion von Kleinserienmodellen, auf die entsprechend des Bedarfs zurückgegriffen werden soll«. Nach dem Beschluss des Aufsichtsrates würden jetzt mit dem Insolvenzverwalter und den Karmann-Eigentümern abschließende Verhandlungen geführt.
Karmann hatte im April Insolvenz angemeldet und beschäftigt noch 800 Mitarbeiter. Im Juni rollte bei Karmann das letzte komplette Auto vom Band. Das Unternehmen baute in der Vergangenheit für große Autokonzerne Fahrzeuge in Kleinserie.
Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) begrüßte den Einstieg von Volkswagen. »Ich bin erleichtert, dass der Automobilstandort Osnabrück nach jahrelangen Bemühungen gerettet ist – und das in Zeiten einer schweren Wirtschaftskrise.« Nach Angaben Wulffs, der im VW-Aufsichtsrat sitzt, werde der sechste Standort Volkswagens in Niedersachsen unter anderem Werkzeugbau, Presswerk, Lackiererei und Montage umfassen.
IG-Metall-Bezirkschef Hartmut Meine erklärte, die Gewerkschaft habe eine Grundlagenvereinbarung mit VW abgeschlossen. »Es waren sehr harte Verhandlungen, in denen wir aber letztlich einen Teilerfolg, mit Licht und Schatten, erzielen konnten.«
Der VW-Aufsichtsrat machte gleichzeitig einen weiteren Schritt auf dem Weg zur Übernahme von Porsche. Er segnete das Vertragswerk ab, das organisatorische, strukturelle und rechtliche Einzelheiten des Zusammenschlusses regelt, wie der Konzern in der Nacht zum Freitag mitteilte. Am Freitag beschäftigte sich der Aufsichtsrat des bislang selbstständigen Sportwagenbauers mit den Durchführungsverträgen. Volkswagen plant den Kauf von 49,9 Prozent der Porsche-Anteile in Höhe von 3,9 Milliarden Euro noch vor Ende des Jahres. Die Übernahme soll bis 2011 abgeschlossen sein. Porsche wird die zehnte Marke im VW-Konzern.
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