Ex-Guerillero an der Staatsspitze
José »Pepe« Mujica zum neuen Präsidenten Uruguays gewählt
Der Kandidat des regierenden Mitte-Links-Bündnisses Frente Amplio setzte sich in der Stichwahl mit 53 Prozent gegen seinen Konkurrenten, den neoliberal orientierten Ex-Präsidenten Luis Alberto Lacalle (1990-1995) von der konservativen Nationalpartei durch, der 43 Prozent der Stimmen erhielt. Am 1. März 2010 wird der Mitbegründer der Stadt-Guerillera Tupamaros, ehemalige Landwirtschaftsminister und heutige Senator als 40. Präsident Uruguays für die nächsten fünf Jahre sein Amt antreten. Und Lucía Topolansky, ebenfalls als Tupamara viele Jahre im Untergrund und 13 Jahre inhaftiert, die seit über 20 Jahren seine Gefährtin und seit vier Jahren mit »Pepe« verheiratet ist, wird ihm an diesem Tag als Mehrheitsführerin der Frente Amplio im Parlament von Montevideo die Amtsschärpe umlegen.
Mujica, der im Wahlkampf immer wieder den brasilianischen Präsidenten Lula da Silva als sein Vorbild bezeichnet hatte, steht vor allem für einen starken Staat, für sozialen Ausgleich und die lateinamerikanische Integration. Keine revolutionären Veränderungen, aber sicherlich Überraschungen sind von dem unkonventionellen Mujica zu erwarten. Obwohl er unermüdlich betonte, die reformorientierte Politik seines Vorgängers Tabaré Vázquez, des ersten linken Staatschefs in der Geschichte Uruguays, fortzusetzen. Dafür steht auch sein zukünftiger Vizepräsident Danilo Astori, der unter Vázquez von März 2005 bis September 2008 als Wirtschafts- und Finanzminister amtierte und der trotz politischer Differenzen loyal zum Kandidaten stand. Mujica dankte in der Nacht seines Triumphes dem amtierenden Präsidenten, der mit Sympathiewerten von über 70 Prozent aus dem Amt scheidet. »Danke, Tabaré. Wir haben wegen der Arbeit dieser Regierung gewonnen.« Sein erstes Wort richtete der vor allem beim einfachen Volk äußerst populäre »Pepe« allerdings vor seinen Anhängen an alle seine Landsleute: »Es ist eine verkehrte Welt: Auf der Bühne solltet ihr stehen und wir sollten euch applaudieren.«
Mujicas Sieg war nach dem ersten Wahlgang am 25. Oktober, als er mit 48 Prozent knapp die absolute Mehrheit verpasste, allgemein erwartet worden.
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