Die Gefahr des Siegens
Alba Berlin gewinnt im Eurocup gegen Galatasaray Istanbul 87:77
Ein Berliner Radiosender hatte vor dem dritten Spiel von Alba Berlin im Eurocup eine interessante Statistik bemüht: »Eigentlich müsste Alba mit einem halben Punkt Vorsprung gewinnen! Das geht natürlich nicht.« Nach zwei knappen Siegen mit zunächst zwei und dann sogar nur einem Punkt Vorsprung schien es am Dienstagabend zwischenzeitlich, als versuchten die Albatrosse in heimischer Halle gegen Galatasaray Istanbul das Unmögliche doch irgendwie zu schaffen. Zehn Punkte Vorsprung nach 16 Minuten: Egal. Vier Minuten später stand es zur Halbzeit schon wieder 37:37. Schließlich wurde es doch ein 87:77 – für Berliner Verhältnisse ein Erfolg mit Riesenvorsprung.
Trotz nunmehr neun Siegen hintereinander in Bundesliga und Eurocup kommt Trainer Luka Pavicevic daher auch zu einem ungewöhnlichen Fazit: »Wir befinden uns in einer gefährlichen Situation. Wir verlieren in jedem Spiel irgendwann die Konstanz in der Abwehr. Jede Mannschaft hat uns wehtun können. Also bin ich nur mit den Resultaten zufrieden, nicht mit den Gesamtleistungen«, erklärte der Trainer.
Pavicevic hatte diesen Erfolg als notwendig bezeichnet, vor allem weil in einer Gruppe mit nur vier Mannschaften die Heimspiele fast gewonnen werden müssen, um als Erster eine Runde weiter zu kommen. Eine Niederlage gegen die Türken wäre auch deshalb ärgerlich gewesen, da diese derzeit nicht in Bestbesetzung und unter einem neuen Trainer spielen. »Ich konnte erst einmal mit ihr trainieren. Oft muss ich noch meinen Assistenten fragen, welche Systeme wir überhaupt spielen«, nahm Coach Cem Akdag die Niederlage mit einem Lächeln hin.
Der Wechsel mitten in der Saison war notwendig geworden, nachdem ein gesperrter Spieler von Galatasaray mehrfach im Trikot eines verletzten Kollegen gespielt hatte und dies irgendwann aufflog. Trainer und Manager wurden entlassen, beide Spieler gesperrt. Möglicherweise präsentiert Istanbul zum Rückspiel nächste Woche schon einen neuen Center als Ersatz.
In Berlin präsentierte sich Alba als das besser eingespielte Team. »Wir haben uns darauf konzentriert, als Mannschaft zusammenzuarbeiten«, bestätigte Immanuel McElroy das Erfolgsrezept Teamgeist. »Wir wussten, dass wir uns geduldig freie Würfe erarbeiten können. Die mussten wir dann nur noch treffen.« McElroy selbst tat dies mit 18 Punkten am besten für die Berliner, während bei Istanbul Mike Wilkinson 20 Punkte erzielte.
»Ich hoffe, die sechs Punkte reichen uns schon, aber man weiß ja nie«, sagte McElroy. Wirklich sicher wäre Alba aber erst, wenn die Berliner am letzten Spieltag zum zweiten Mal die Italiener von Banca Teramo bezwingen, die mit nur zwei Punkten Rückstand derzeit Zweiter sind. Spätestens dann muss Luka Pavicevic seinen Schützlingen die Konstanz eingetrichtert haben, damit ihnen keiner mehr wehtun kann.
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