Der Meister am Tiefpunkt

Wolfsburg rutscht nach dem 1:3 gegen Dortmund ins Mittelfeld ab / Trainer Veh in der Kritik

  • Oliver Görz, SID
  • Lesedauer: 3 Min.

Als die Spieler des VfL Wolfsburg am Sonntagabend zur vereinsinternen Weihnachtsfeier im Kunstmuseum der Stadt erschienen, wirkte das Lächeln bei einigen noch sehr gequält. Zwei Stunden nach der herben 1:3-Heimpleite gegen Borussia Dortmund fiel es den Profikickern des deutschen Meisters sichtlich schwer, gute Miene zum schlechten Spiel zu machen. Statt festlicher Stimmung gab es für Mannschaft und Trainer sogar Schmährufe von vereinzelt erschienenen Fans.

VfL-Geschäftsführer Jürgen Marbach war schon vorher die Stimmung vergangen. »Mir ist weder nach Weihnachten noch nach Feiern zumute«, sagte er angesichts der schlechtesten Saisonleistung der Niedersachsen und sprach sogar von einer Absage der Veranstaltung. Davon wollte Wolfsburgs Trainer Armin Veh allerdings nichts wissen. »Ich sage doch keine Weihnachtsfeier ab. Das wäre ja ein Armutszeugnis«, erklärte der Coach, der zuvor den ganzen Unmut der Anhänger zu spüren bekommen hatte. »Armin, raus!« schallte es durchs Stadion.

Auch wenn die Trainerfrage intern noch kein Thema ist, steht Veh nach dem Ausscheiden aus DFB-Pokal und Champions League sowie dem Absturz ins Mittelfeld der Liga zunehmend unter Druck. »Natürlich fühle ich mich nach einer Niederlage nicht gut, aber das ist doch normal – ich will schließlich gewinnen.«

Doch was Veh in diesen Wochen auch anstellt, Erfolg will sich nicht einstellen. Seit sechs Pflichtspielen sind die Niedersachsen inzwischen sieglos. »Nach den Nackenschlägen der letzten Wochen sind wir mental im Moment einfach nicht da. Das wirkt sich dann auch physisch aus«, erklärte der Trainer.

Gegen Dortmund probierte es Veh mit einer Systemänderung von der gewohnten Raute zu einem Fünfer-Mittelfeld mit nur einer Spitze, um dann allerdings nach dem 0:2 durch Treffer von BVB-Torjäger Lucas Barrios (8./10. Minute) die Rolle rückwärts zu machen. »Ich wollte der Defensive so eigentlich mehr Sicherheit geben, aber die taktische Umstellung war nach den schnellen Gegentoren über den Haufen geworfen.«

Das Tor von Patrick Owomoyela (36.) und die 3:0-Führung der Gäste zur Pause waren für den Geschäftsführer zuviel. »Das ist der absolute Tiefpunkt«, sagte Marbach. »Im Umfeld des Vereins war es zuletzt immer noch sehr ruhig, aber das dürfte sich nun ändern.«

Anders sieht es dagegen bei den Dortmundern kurz vor ihrer 100Jahr-Feier aus. Nach dem neunten Spiel in Folge ohne Niederlage gehören sie nun zu den Anwärtern auf einen Europacup-Platz. »Die erste Hälfte war herausragend. Wir waren giftig, gierig und vor dem Tor absolut zielstrebig«, sagte Trainer Jürgen Klopp, warnte aber auch davor, das letzte Spiel vor der Winterpause gegen den SC Freiburg auf die leichte Schulter zu nehmen: »Zum 100-jährigen Jubiläum ist in Dortmund alles auf Feiern eingestellt. Das Spiel ist mehr oder weniger eingebettet in das Rahmenprogramm. Das sind schwierige Voraussetzungen.«

Wolfsburg - Dortmund 1:3 (0:3)

1. Bayer Leverkusen 16 32:11 32
2. FC Schalke 04 16 25:13 31
3. Bayern München 16 29:13 30
4. Werder Bremen 16 31:14 28
5. Hamburger SV 16 32:18 28
6. Borussia Dortmund 16 22:17 27
7. 1899 Hoffenheim 16 26:14 25
8. FSV Mainz 05 16 21:21 24
9. VfL Wolfsburg 16 30:30 23
10. Eintracht Frankfurt 16 20:22 23
11. Mönchengladbach 16 22:26 21
12. SC Freiburg 16 19:32 18
13. Hannover 96 16 19:24 17
14. 1. FC Köln 16 7:15 15
15. VfB Stuttgart 16 13:22 13
16. VfL Bochum 16 15:31 13
17. 1. FC Nürnberg 16 12:29 12
18. Hertha BSC 16 11:34 6

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.