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Ein Schock für die Linke

Heute vor 30 Jahren starb Rudi Dutschke im dänischen Århus

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin (Agenturen/ND). Als Rudi Dutschkes Tod bekannt wurde, war für viele das Weihnachtsfest vorbei. Sein Tod am Heiligabend 1979 schockierte Linke und Studenten, außerparlamentarische Opposition und erstarkende Ökologiebewegung. Dutschke war die Ikone dieser Szene. Seit dem Anschlag auf sein Leben, elf Jahre zuvor, war er lange aus der Öffentlichkeit verschwunden. Doch Ende der 70er Jahre schien er zurückzukehren auf die politische Bühne der Bundesrepublik, von der er jahrelang nicht fortzudenken war.

Rückblick: Am Gründonnerstag 1968 kommt der 23-jährige Anstreicher Josef Bachmann mit dem Interzonenzug aus München am Bahnhof Zoo an. »Wissen Sie, wo Rudi Dutschke wohnt?«, fragt er den Taxifahrer, der ihn zur Zentrale des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) am Kudamm fährt. Um 16.30 Uhr sieht Bachmann dort einen Mann mit einem Damenfahrrad aus dem Hausflur kommen. »Sind Sie Rudi Dutschke?« »Ja.« »Du dreckiges Kommunistenschwein«, schreit Bachmann und schießt. Dutschke stürzt vom Fahrrad und ruft »Soldaten, Soldaten!«. Nach neuen Erkenntnissen ist Bachmann kein Einzeltäter, sondern hat enge Beziehungen zu einer rechtsradikalen Gruppe. Die Schüsse beschädigen Dutschkes Hirn, er erlernt nur mühsam wieder zu sprechen.

Als Soziologiestudent an der Freien Universität hatte sich der in Brandenburg geborene Dutschke 1963 der »Subversiven Aktion« angeschlossen, die 1964 im SDS aufging. Der SDS war Motor der außerparlamentarischen Opposition (APO), und Dutschke – sein Markenzeichen war der gestreifte Wollpulli – mit seinen radikal-sozialistischen Ideen eine der herausragenden Figuren.

Dutschkes Ausstrahlung, seine Redekunst und die unerbittliche Haltung im Kampf für seine Ziele waren die Eigenschaften, die ihn in der noch jungen BRD für die einen zum Star, für die anderen zur Hassfigur machten. Niemand verkörperte wie er das Aufbegehren der Jugend gegen die Nachkriegsgesellschaft, die es sich in Wirtschaftswunder und Westanbindung bequem gemacht hatte. Weder NS-Zeit noch Krieg, weder deutsche Teilung noch soziale Ungleichheit wurden diskutiert. Die Deutschen waren froh, da zu sein, wo sie waren, doch für Dutschke war das nicht genug. Er lebte für die große Idee.

Dutschkes Ziel war die Befreiung des Individuums aus den Zwängen »von Ökonomie, von Politik, von Öffentlichkeit«, die totale Revolution, zum Zweck eines gerechten und glücklichen Lebens, wie er 1965 schrieb.

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