Die Gräben wurden zugeschüttet

Neue Straßen über deutsch-polnische Grenze

  • Winfried Wagner, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.
In Mecklenburg-Vorpommern werden immer mehr Übergänge nach Polen gebaut. Szczecin könnte der grenzüberschreitende Aspekt bei der Bewerbung um Europas Kulturhauptstadt hilfreich sein.

Pasewalk. Zwei Jahre nach dem Beitritt Polens zum Schengen-Abkommen am 21. Dezember 2007 wächst die seit 1945 getrennte Region zwischen Szczecin (Stettin) und Pasewalk wieder mehr zusammen. »Wo es möglich war, sind Grenzgräben von beiden Seiten zugeschüttet worden«, sagt Burkhard Preißler vom Landkreis Uecker-Randow in Pasewalk. Preißler »managt« grenzübergreifende Projekte. So sind zu den bisher sieben offiziellen Übergängen in Vorpommern für Autos, Bahn und Radfahrer noch einige dazu gekommen, wo Bürger beider Seiten allein alte Straßen und Wege wieder geöffnet und Hindernisse aus dem Weg geräumt haben.

»Szczecin merkt immer mehr, dass die Stadt das Umfeld auf der deutschen Seite braucht«, meint Preißler. So will die Halbmillionenstadt an der Grenze zu Deutschland 2016 Kulturhauptstadt Europas werden. »Dazu braucht man den grenzüberschreitenden Aspekt«, erklärt Edward Orlowski, der in Ramin unweit der Grenze in einem alten Gutshaus ein deutsch-polnisches Begegnungszentrum plant. Es gebe in Polen acht Bewerber um die Kulturhauptstadt, schließlich werde die Zentralregierung einen Bewerber ins Rennen schicken. In Szczecin selbst laufen Planungen für enorme Investitionen, die Region werde raumplanerisch immer stärker einbezogen. Insgesamt neun Projekte entlang der seit zwei Jahren durchlässigen Grenze zählt Preißler sofort auf. Der Hauptverkehr soll weiter vor allem über die Übergänge der Autobahn 11 Berlin-Szczecin bei Pomellen, die Bundesstraße 104 Linken und über Garz auf Usedom geführt werden. Garz wurde am 21. Dezember für kleine Lastwagen bis zu 7,5 Tonnen geöffnet. Das größte Projekt aber startet laut Preißler im Frühjahr: Der Ausbau der alten Straße von Ladenthin nach Warnik (Warningshof) für rund 2,9 Millionen Euro, mit EU-Unterstützung. Zwischen Hintersee und Myslibórz (Mützelburg) hatten Einwohner schon die alte Holzstraße aus dem Jahr 1934 in Betrieb genommen, sie müsse aber noch ausgebaut werden. So wäre über eine bestehende Nord-Süd-Straße eine schnelle Fahrt nach Nowe Warpno (Neuwarp) möglich, einem malerischen Hafenstädtchen, das früher sogar Zollfreiheit besaß.

Auf polnischer Seite werde daran gearbeitet, dass die Fähre von Altwarp künftig auch Autos über das südliche Haff mit nach Nowe Warpno nehmen kann, berichtet Preißler. Auch zwischen Blankensee und Buk (Böck), wo Hunderte Radtouristen den Oder-Neiße-Radweg nutzen und bisher nur ein Übergang für Radler und Wanderer existierte, haben sich Bürger selbst geholfen und umfahren per Auto die Hindernisse. »Hier fehlen 300 Meter neue Straße auf polnischer Seite, das soll bald in Angriff genommen werden«, weiß Preißler von amtlicher Stelle.

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