Majdic macht sich selbst glücklich

Slowenin gewinnt Prolog der Tour de Ski in Oberhof / Gössner qualifiziert sich als 5. für Olympia

  • Oliver Händler, Oberhof
  • Lesedauer: 3 Min.
Miriam Gössner lief auf einen hervorragenden fünften Platz. Fotos: dpa
Miriam Gössner lief auf einen hervorragenden fünften Platz. Fotos: dpa

Ach, wenn doch diese Prologrennen nur olympisch wären. Die Langlaufabteilung des Deutschen Skiverbandes könnte zumindest hoffen, auch bei den Frauen eine Einzelmedaille zu holen. Hatte sich Claudia Nystad aus Oberwiesenthal in den vergangenen zwei Jahren zur Expertin dieser Rennform entwickelt und die Auftaktrennen der vergangenen zwei Weltcupfinalserien und der Tour de Ski im Vorwinter für sich entscheiden, glänzte gestern eine erst 19-Jährige über die 2,8 Kilometer in Oberhof. Zum Auftakt der Tour de Ski holte Miriam Gössner beim Sieg der Slowenin Petra Majdic einen hervorragenden fünften Platz und sicherte sich endlich die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Vancouver.

Bundestrainer Jochen Behle hatte schon vor dem Kurzrennen, das doch länger als ein normaler Sprint ist, von Gössner gefordert, an die Leistungen von der Ski-WM in Liberec im Februar 2009 anzuknüpfen, als die junge Garmischerin mit der deutschen Staffel Silber holte. Und im Gegensatz zur ersten Bewährungsprobe vor Weihnachten in Davos ließ sich Gössner die neue Chance nicht nehmen. Mit Nummer 7 früh gestartet, ging sie das Rennen nicht mit voller Kraft an, um nicht am Ende einzubrechen. »Das wird nicht reichen für die Olympiaqualifikation, dafür bin ich zu langsam angelaufen«, dachte Gössner zunächst. Doch nur Majdic, die Russin Natalja Korostelewa, die Polin Justyna Kowalczyk und die Italienerin Arianna Follis sollten noch in der Lage sein, ihre Zeit zu knacken.

Claudia Nystad schaffte es nicht wieder aufs Podest von Oberhof wie noch im vorigen Jahr. Rang zwölf bedeutete aber auch für sie die geforderte zweite Hälfte der Olympianorm. »Ich wusste, dass ich hier nicht wieder gewinnen kann. Das haben die bisherigen Resultate in der Saison schon erahnen lassen. Da bin ich ganz realistisch«, sagte Nystad.

Obwohl Evi Sachenbacher-Stehle (Reit im Winkl) als 17. knapp erneut die Olympiaqualifikation verpasste, war sie zufrieden. »Der letzte Weltcup in Rogla war ja eine totale Katastrophe. Da habe ich über Weihnachten mal ganz ruhig gemacht, und gleich lief es viel besser«, so die Vizeweltmeisterin.

Petra Majdic hatte eine simple Erklärung für ihren Erfolg. »Heute morgen hat mir hier jeder ein glückliches neues Jahr gewünscht. Also habe ich mich einfach selbst glücklich gemacht«, sagte die Slowenin. Heute wird sie als Erste mit zwei Sekunden Vorsprung auf Korostelewa in die zehn Kilometer lange Klassikspur gehen. »Das wird ein verrücktes Rennen. Alle Mädels laufen auf Teufel komm raus los, völlig ohne Taktik. Da versuche ich erst mal nur zu überleben.«

Als Favoritin für die Tour sieht sie weiterhin Kowalczyk. Doch die Polin wehrt sich gegen diese Rolle. »Heute hieß es schon einfach nur kämpfen. Das wird in den kommenden Tagen nicht anders. Zehn wirklich harte Tage stehen vor uns allen. Da kann viel passieren.«

Im heutigen Klassikrennen soll nach Aussage vom Bundestrainer auch Gössner starten, obwohl sie als eigentliche Biathletin diese Technik so gut wie nie läuft. Sie soll wohl nur durchlaufen, um am Sonntag noch im Sprint dabei zu sein. Für den deutschen Biathlonkader spielt sie im Olympiawinter offenbar keine Rolle mehr.

Das Männerrennen (nach Redaktionsschluss) wurde derweil von einer Dopingnachricht überschattet. Christian Hoffmann, Olympiasieger von Salt Lake City 2002, ist wegen des Verdachts auf Mitgliedschaft in einem Dopingring von der Nationalen Anti-Doping-Agentur Österreichs suspendiert worden, obwohl kein positiver Test vorliegt. Da Hoffmann keine Chance mehr auf die Olympiaqualifikation hat, beendete er sofort seine Karriere.

Ergebnisse: Frauen 2,8 km Prolog/Freistil:

1. Majdic (Slowenien) 6:35,3 min
2. Korostelewa (Russland) + 2,1 s
3. Kowalczyk (Polen) + 6,3
5. Gössner (Garmisch) + 12,7, 12. Nystad (Oberwiesenthal) + 18,4, 17. Sachenbacher-Stehle (Reit im Winkl) + 20,7, 24. Böhler (Ibach) + 23,3, 31. Fessel + 24,4, 33. Zeller (Oberstdorf) + 25,4.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -