Ich müll mir nicht den Kopf voll
Der Russe Jewgeni Ustjugow ist in der Biathlonspitze angekommen
ND: Sie haben die Windlotterie von Oberhof gewonnen. Glück gehabt?
Ustjugow: Das Wetter hat zu vielen Fehlschüssen geführt. Beim Liegendschießen hatte ich Glück. Da war es windstill. Dafür hatte ich stehend Probleme, das Gewehr festzuhalten. Auch auf der Strecke konnte man viel Zeit verlieren, wenn der Wind von vorn kam. Mir blies er in den Rücken.
Sie tragen nun das Gelbe Trikot. Sicher ein gutes Gefühl?
Das hat keine Bedeutung für mich. Damit müllt man sich nur den Kopf voll.
Sie sind erst 24 Jahre alt. Überrascht Sie Ihr schneller Aufstieg nicht selbst?
Doch sicher, aber ich versuche, nicht darüber nachzudenken.
Die Familie zuhause in Krasnojarsk ist doch aber sicher aus dem Häuschen. Spricht die nicht nur noch vom Gelben Trikot?
Nein nein, die hat keine Ahnung davon, was hier abgeht. Für mich ist nur wichtig, ihnen eine gute Leistung zu zeigen. Das Trikot ist zwar eine Ehre, aber ich habe noch viel größere Ziele.
Die da wären?
Wenn man seine Wünsche verrät, gehen sie nicht in Erfüllung.
Zwei Siege in Folge. Wollten Sie jetzt schon in so guter Form sein?
Eigentlich nicht. Wir haben so viel trainiert, dass ich müde davon bin. Die tolle Laufzeit hat mich schon überrascht.
2009 standen Sie hier mit der Staffel erstmals auf dem Podium. Was hat sich seitdem geändert?
Ich bin sicherer geworden. In der Staffel hat man eine größere Verantwortung. Als ich da gut war, war ich psychisch befreiter.
Die Staffel wurde wegen Dopings von Dmitri Jaroschenko disqualifiziert. Wie hat das russische Team darauf reagiert?
Mit nichts Besonderem. Wir trainieren weiter wie vorher.
Haben Sie ihr Spitzenniveau schon erreicht?
Keine Ahnung. Ich weiß gar nicht, wozu ich noch fähig bin.
Sie hatten doch bestimmt schon mal das Gefühl, über die Strecke zu fliegen.
Ja, heute zum Beispiel.
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