Bürgschaft für AKW-Export

Siemens testet das Ende des Ausstiegs

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Siemenskonzern will den Bau eines Atomkraftwerkes im Ausland mit einer Hermesbürgschaft in Höhe von 1,4 Milliarden Euro durch die Bundesregierung absichern lassen. Es geht um den Weiterbau des bereits vor 25 Jahren begonnenen AKW Angra 3 im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro. Mit einer Genehmigung des Antrags würde die schwarz-gelbe Bundesregierung die seit 2001 geltenden Umweltrichtlinien für Hermesbürgschaften außer Kraft setzen. Damals hatte die rot-grüne Bundesregierung beschlossen, Atomexporte nicht mehr mit Bürgschaften zu fördern. In der Praxis hat sie sich allerdings auch nicht immer dran gehalten. Nach Angaben der deutschen Sektion der »Internationalen Ärzte für die Verhinderung eines Atomkrieges« (IPPNW) hat die Schröder-Regierung noch im November 2003 den Export einer ausgemusterten Hanauer Atomfabrik nach China und den Neubau eines AKW in Finnland mit einer Hermes-Bürgschaft unterstützt. Beide Male war Siemens Nutznießer. Der grüne Koalitionspartner ließ es grummelnd geschehen.

Doch anders als bei Rot-Grün steht der jetzige Siemens-Antrag im Umfeld einer Pro-Atomkraft-Politik der Regierungskoalition. Eine Exportbürgschaft würde nicht nur die Rückkehr von Siemens ins Atomgeschäft einläuten, sondern auch eine neue Front im Kampf für die Renaissance der Atomkraft in Deutschland schaffen. Im Inland hat sich die neue Koalition mit ihren Pro-Atomkraftplänen bisher zurückgehalten. Sie fürchtet im Vorfeld der Landtagswahlen in NRW die weiterhin atomkritische Stimmung in der Bevölkerung und die Mobilisierungsfähigkeit der Anti-AKW-Initiativen. Die haben schon unmittelbar nach den Bundestagswahlen Stimmung gegen schwarz-gelbe Pläne zur Laufzeitverlängerung deutscher AKW mobilisiert. Doch der Siemens-Antrag zeigt, dass es um mehr geht als nur darum, die AKW von der eigenen Haustüre weg zu bekommen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.