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Der Sparsame
Anton Schlecker / Der Firmenpatriarch steht derzeit wegen Lohndrückerei am Pranger
Mehr ist manchmal weniger. Zumindest für die Beschäftigten des Drogerie-Patriarchen Anton Schlecker. Der sparsame Oberschwabe lässt derzeit reihenweise kleinere Filialen schließen, um sie durch größere Schlecker-XL-Märkte zu ersetzen. So weit, so schlecht. Denn für die Beschäftigten bedeutet XL in diesem Fall weniger Verdienst, da sie sich über eine Zwickauer Leiharbeitsfirma in ihren neuen Job vermitteln lassen müssen – mit entsprechenden Gehaltseinbußen. Diese Lohnkürzung durch die Hintertür ist typisch für das Geschäftsgebaren des Milliardärs Anton Schlecker. Bereits im Jahre 1998 verurteilte ihn das Stuttgarter Landgericht zu einer millionenschweren Geldstrafe und zehn Monaten Gefängnis auf Bewährung. Schlecker soll seine Mitarbeiter jahrelang hinters Licht geführt haben, in dem er ihnen weis machte, er zahle Tariflohn. Dabei lagen die Gehälter der Schlecker-Angestellten weit unter dem branchenüblichen Salär.
Seine beinahe pathologische Sparsamkeit stellte der pressescheue Unternehmer selbst in Extremsituationen unter Beweis. Als seine beiden Kinder Lars und Meike im Dezember 1987 entführt wurden, gelang es ihm durch harte Verhandlungen, das geforderte Lösegeld um knapp die Hälfte zu drücken. Am Ende zahlte Schlecker 9,6 Millionen Mark – und damit exakt die Summe, die durch seine Versicherung gedeckt war. Seine beiden Kinder überlebten das Geschacher und lenken nun zusammen mit dem Vater die Geschicke des Konzerns. Von ihrer Firmenzentrale im schwäbischen Ehingen leiten die Schleckers einen Konzern mit europaweit mehr als 14 000 Filialen und 50 000 Mitarbeitern. Damit ist die Drogeriekette Marktführer in Europa. In Deutschland kommt Schlecker auf einen Marktanteil von mehr als 70 Prozent.
Dabei war dem Metzgerssohn Anton Schlecker eigentlich ein ganz anderes Schicksal beschieden. Noch in den 60er Jahren führte er die elterliche Fleischwarenfabrik, bis er 1975 seinen ersten Drogeriemarkt im idyllischen Kirchheim unter Teck eröffnete, nachdem die Preisbindung für Drogerieartikel weggefallen war. Nur wenige Jahre später besaß der sparsame Schwabe bereits 100 Schlecker-Filialen und wechselte endgültig das Metier.
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