Hertha rechnet den Abstieg weg
Mit 28 Punkten in der Rückrunde wollen sich die Berliner in der Bundesliga halten
»28 Punkte. Das ist die klare Zielvorgabe«, sagt Friedhelm Funkel. So habe er es mit Herthas Manager Michael Preetz festgelegt. Mit 28 Punkten in der Rückrunde will sich das abgeschlagene Schlusslicht der Fußball-Bundesliga noch aus der Abstiegszone rechnen – das wären beinahe sechsmal so viele Zähler wie aus den ersten 17 Saisonspielen. Von solchen Vergleichen lässt sich der Berliner Trainer nicht beirren: »Mit unseren Verstärkungen und einer positiven Einstellung ist das durchaus erreichbar.«
Bei den Transfers in der Winterpause haben sich Trainer und Vereinsführung Spieler ausgesucht, die ähnliche Situationen, wie Hertha sie jetzt durchlebt, aus früheren Jahren kennen: Theofanis Gekas beim VfL Bochum, Lewan Kobiaschwili beim SC Freiburg und Roman Hubnik aus der tschechischen Liga. »Sie können den jungen Spielern mit ihrer Erfahrung viel weiterhelfen«, meint Funkel. »Und auch menschlich passen die Neuen gut ins Team.« Beim heutigen Start in die Rückrunde bei Hannover 96 werden wohl alle drei auflaufen.
Vor der Partie gegen die Niedersachsen, gegen die den Berlinern am 1. Spieltag der bisher einzige Saisonsieg gelang, sieht der Trainer seine Mannschaft gut gewappnet – obwohl Hertha in der verkürzten Winterpause als einer der letzten Klubs das Training wieder aufgenommen hat. Ein Grund für den umstrittenen längeren Urlaub war die im Vergleich mit den Abstiegskonkurrenten zusätzliche Belastung durch die Spiele in der Europa League, ein anderer, dass die Spieler abschalten und die Sorgen im alten Jahr lassen sollten. »Ab jetzt zählen nur noch positive Dinge«, sagt Funkel.
Im Trainingslager auf Mallorca hat der 56-Jährige seinen Schützlingen Optimismus eingeimpft. Mit Erfolg, wie er glaubt. Funkel hat beobachtet, dass der Zusammenhalt stärker geworden ist: »In der Woche haben sie als Mannschaft zusammen ein paar Sachen unternommen und nach dem Essen oft noch länger beisammen gesessen und geredet.« Aufkeimende Missgunst oder Neid, weil neue Spieler bisher angestammte von ihren Positionen verdrängen, sieht er ausgeschlossen. »Den Spielern ist bewusst, dass die Mannschaft jetzt stärker ist, dass wir unser Niveau angehoben haben.«
Auch Manager Michael Preetz will in der Mannschaft wieder Spaß und Lockerheit ausgemacht haben. Das nach außen getragene neue Selbstbewusstsein steht aber nach der schlechtesten Hinrunde der Vereinsgeschichte auf wackeligen Füßen Die Psychologie wird bei Hertha BSC in den kommenden Wochen eine große Rolle spielen. »Den ersten drei Spielen kommt sicherlich eine besondere Bedeutung zu«, gibt Preetz zu.
Der heutigen Partie in Hannover folgen zwei Heimspiele gegen die Konkurrenten im Abstiegskampf aus Mönchengladbach und Bochum. Danach muss der Tabellenletzte zu den spielstarken Bremern reisen. »Zehn bis zwölf Punkte aus den ersten vier Spielen« fordert Herthas Kapitän Arne Friedrich dennoch – und schießt damit wohl etwas übers Ziel hinaus. Bei übersteigerten Erwartungen droht eine noch größere Enttäuschung.
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