Dänemarks klimafreundlichste Stadt
In Frederikshavn wird die Energieversorgung bis 2015 auf Erneuerbare umgestellt
Als vor rund einem Jahrzehnt die Werft von Frederikshavn schloss, erwarteten viele einen sich lange hinziehenden Niedergang für die Stadt an der nordöstlichen Spitze Jütlands. Doch wider Erwarten rappelte sich die Kommune wieder auf. Um die Stadt für die Zukunft fit zu machen und neue Arbeitsplätze zu schaffen, beschlossen die Stadtväter 2007, dass Frederikshavn bis 2015 seine Energieversorgung komplett auf erneuerbare Energiequellen umstellen wird.
Die Idee dafür entstand auf einem Workshop, zu dem sich Dänemarks führende Energieexperten versammelt hatten. Sie wollten ein »Demonstratorium« schaffen, um zu zeigen, dass mit erneuerbaren Energieträgern auch in größeren Städten die Versorgungssicherheit gewährleistet werden kann.
Dass Frederikshavn zum Versuchsfeld wurde, ist seiner abgegrenzten geografischen Lage, der Bevölkerungsgröße und den natürlichen Gegebenheiten zuzuschreiben, die den Aufbau von Windrädern auf See erleichtern. Bisher sind es vier, denen in diesem Jahr vier weitere am Hafen folgen sollen. Zudem kommen aus der Landwirtschaft der Umgebung Stroh und andere biologische Abfälle für eine Biogasanlage, die Heizwärme liefert. Auf längere Sicht soll die Qualität des Gases so weit verbessert werden, dass es in das lokale Netz eingespeist werden kann, zunächst als Zusatz zu Erdgas. Drei kommunale Busse sind bereits auf Gasbetrieb umgestellt worden. Das private Strandby-Wärmekraftwerk installierte im Vorjahr 8000 Quadratmeter Solarzellen, die mehrere Hundert Bürger mit Energie versorgen. 2009 wurde eine Wärmepumpe installiert, die, mit der Abwasseranlage gekoppelt, ebenfalls für die Wärmeversorgung eingesetzt wird. Kommunale Gebäude werden schrittweise renoviert, um den Energieverbrauch zu senken. Darüber hinaus schloss die Stadt einen Vertrag zur Einrichtung von Batterielade- und -wechselstationen für Elektroautos.
Als Vorzeigeprojekt soll die »Energiestadt Frederikshavn« auch Erfahrungen an andere Gemeinden vermitteln. Die Universität von Ålborg benutzt Frederikshavn für seine Studien und richtete zusammen mit der Berufsschule von Nordjütland eine Energie- und Umweltschule ein. Der Unterricht von Schulklassen in Umwelt- und Energiefragen über die kommunalen Grenzen hinaus ist ebenfalls ein Anliegen. International gibt es eine Kooperation mit Schanghai bei der Umstellung auf erneuerbare Energiequellen und die Einführung energiesparender Maßnahmen.
Wenn 2015 alle geplanten Veränderungen vollzogen sind, werden die Einwohner Frederikshavns mit voraussichtlich 2,5 Tonnen den niedrigsten CO2-Ausstoß pro Kopf in Dänemark haben. Klimapolitiker erwarten, dass das »System« Frederikshavn auch exportiert und so zu einer Einnahmequelle werden kann.
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