Ein Traum, viele Träumer

Die deutschen Handballer starten heute mit vielen offenen Fragen in die EM in Österreich

  • Erik Eggers, Innsbruck
  • Lesedauer: 3 Min.

Es wird dieser Tage viel geträumt. »Natürlich wollen wir ganz oben stehen«, sagt Thierry Omeyer, der Torhüter der französischen Nationalmannschaft. »Unser Ziel in Österreich ist Gold«, sagt Bogdan Wenta, der polnische Trainer. Und auch Johannes Bitter strebt das Maximale an: »Der Traum ist immer der Titel«, sagt der 27-jährige Torwart der deutschen Nationalmannschaft. Spanien, Titelverteidiger Dänemark und Kroatien greifen ebenfalls nach den Sternen, Rekordeuropameister Schweden, der Olympiazweite Island und Serbien starten zudem als Geheimfavoriten in die 9. Handball-Europameisterschaft, die heute in Österreich beginnt.

Diese große Anzahl an Favoriten ist eines der Merkmale dafür, dass es sich bei der EM um das schwerste Handballturnier der Welt handelt. »Wir können gegen fast alle gewinnen, aber wir können auch gegen alle verlieren«, so charakterisiert Bundestrainer Heiner Brand die Ausgangslage. Nur Olympiasieger Frankreich sei sehr, sehr schwer zu schlagen.

Als die Spieler am Samstag anreisten, war es ein Flug ins Ungewisse. Zu viele Fragen begleiten den Europameister von 2004: Wird Stammkeeper Johannes Bitter, der in der Bundesliga zuletzt schwächelte, rechtzeitig internationales Niveau abrufen können? Kann Brand die 6:0-Abwehr, die sich in den Tests gegen Island und Brasilien durchlässig präsentierte, noch stabilisieren? Und schafft es der 57-Jährige Gummersbacher, dem »konzeptlosen Rückraum« (Ex-Nationalspieler Stefan Kretzschmar) um den labilen Regisseur Michael Kraus (Lemgo) die nötige Struktur zu verleihen?

Zweifelsfrei wegweisend ist das Duell zum Auftakt heute gegen Polen. Der Vizeweltmeister von 2007 gilt, da er seit Jahren in der gleichen Besetzung spielt, als Favorit. Doch wie die Deutschen, denen mit Pascal Hens (HSV) und Sebastian Preiß (Lemgo) zwei wichtige Profis fehlen, haben auch die Osteuropäer mit den Aufbauspielern Grzegorz Tkaczyk (Rhein Neckar-Löwen) und Damian Wleklak (Minden) zwei prominente Ausfälle zu verzeichnen. Auch im letzten Jahr bei der WM in Kroatien stufte Brand sein Team gegen Polen als Außenseiter ein, siegte aber doch deutlich mit 30:23. Für das deutsche Team spricht ferner, dass viele deutsche Fans nach Innsbruck strömen werden und in der Partie gegen den Nachbarn – wie auch in den weiteren Vorrundenpartien gegen Slowenien und Schweden – eine Heimspiel-Atmosphäre schaffen werden

Die deutsche Mannschaft wandelt angesichts der schweren Vorrundenkaliber auf einem schmalen Grat. Zwischen Triumph und Absturz könnten nur ein paar Tore liegen. Es wird auf Winzigkeiten ankommen, auf einen Fehlpass vielleicht, oder eine Torwartparade zum rechten Zeitpunkt. Die vielen Fehler, die sich die junge Rückraumachse Kraus, Michael Müller und Lars Kaufmann in den beiden verlorenen Testspielen gegen Island leistete, würden sich in diesen EM-Partien fatal auswirken. Dann wäre sogar das größte anzunehmende Horrorszenario denkbar: Das Ausscheiden in der Vorrunde.

EM Vorrunde, 1. Spieltag heute

Gruppe A

Russland - Ukraine 18.10
Kroatien - Norwegen 20.10

Gruppe B

Dänemark - Österreich 18.00
Island - Serbien 20.15

Gruppe C

Deutschland - Polen 18.30
Schweden - Slowenien 20.30

Gruppe D

Spanien - Tschechien 18.15
Frankreich - Ungarn 20.15

Die besten drei jeder Gruppe ziehen in die zwei Hauptrundengruppen ein.

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