Werbung

Aufholjagd wird zur Provinzposse

Energie Cottbus muss sich nach dem 0:1 gegen Duisburg vom Aufstiegsgerede verabschieden

  • Matthias Koch, Cottbus
  • Lesedauer: 3 Min.

Dass es in der Lausitz eigentlich zu kalt für ein Fußballspiel war, konnte man schon an der dürftigen Kulisse auf den Rängen erkennen. Die Zweitligapartie zwischen Energie Cottbus und dem MSV Duisburg wollten nur 6188 Zuschauer sehen. Neben der Witterung dürfte aber auch das sportliche Abschneiden des letztjährigen Erstligisten Tausende Fans vom Gang ins Stadion der Freundschaft abgehalten haben. Weniger Zuschauer zu einem Zweitligaspiel in Cottbus kamen zuletzt im Dezember 1998 gegen Tennis Borussia (2:2).

Eine frostige Atmosphäre schlug Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz am Montagabend schon vor dem Anpfiff entgegen, obwohl die Cottbuser Anhänger von der bevorstehenden 0:1 Niederlage gegen die Duisburger noch nichts wissen konnten. »Wir brauchen keine fetten Parolen – Aufholjagd heißt Punkte holen!«, stand auf einem riesigen Transparent, das Cottbuser Fans vor der Nordwand beim Einlaufen der Mannschaften in die Höhe reckten.

Der Seitenhieb galt dem Trainer, der in der Winterpause trotz der enttäuschenden Hinrunde immer wieder Erstligahoffnungen geweckt hatte. Im Trainingslager in Spanien, wo Energie die Erstligisten Mönchengladbach und Dortmund jeweils mit 1:0 bezwungen hatte, kündige Wollitz mit einem Augenzwinkern »die größte Aufholjagd Europas« an. Nach den ersten beiden Rückrundenspielen beim FC Augsburg (1:3) und der Niederlage gegen Duisburg, sieht es aber eher nach einer Posse in der ostdeutschen Provinz aus.

Während Duisburg in der Nachspielzeit der ausgeglichenen Begegnung durch den Serben Srdjan Baljak zum Siegtreffer kam, hatte Energie seine größten Gelegenheiten teilweise kläglich vergeben. Der Rumäne Emil Jula scheiterte mit einem Strafstoß an MSV-Keeper Tom Starke, der Kameruner Leonard Kweuke traf nur den Pfosten. »Vieles war mehr als ordentlich. Dieses Spiel hätten wir klar und deutlich gewinnen müssen«, meinte Wollitz. »Aber du bekommst keine Ruhe ins Spiel, wenn du das Tor nicht machst.«

Während sich Duisburg nach dem fünften Auswärtssieg in Folge nun mit drei anderen Teams um Platz drei streiten darf, sind die Cottbuser vor dem Auswärtsspiel am Freitag in Fürth kleinlaut geworden. Wollitz: »Es geht darum, den Vorsprung nach hinten zu halten. Es wird ein Stück weit ungemütlich.«

Der als Lautsprecher bekannte Cottbuser Trainer fürchtet zudem, dass sich seine forschen Äußerungen vor der Rückrunde zum Nachteil für die Spieler erweisen könnten. »Die Mannschaft bekommt einen Bumerang ab, den sie nicht geworfen hat. Ich wollte in der Tabelle aufholen, aber dafür hätte vieles passen müssen«, sagte Wollitz. »Wenn man ein Opfer haben will, dann soll man mich nehmen. Ich habe damit kein Problem. Wichtig ist, dass die Spieler den Weg des Umbruchs weitergehen, der meiner Meinung nach alternativlos ist.«

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.