Streit um den kältesten Ort Deutschlands
In Polen, Rumänien und China fordert der Winter weitere Opfer
Es war die kälteste Nacht des Jahres: Gleich mehrere Regionen in Deutschland waren am Mittwoch Anwärter auf die Bezeichnung »Kältester Ort der Nacht«. Der Bochumer Wetterdienst Meteomedia meldete am bayerischen Funtensee minus 30,5 Grad. Die kälteste Gemeinde war Haidmühle in Niederbayern mit minus 26,3 Grad. Bei den Messstationen des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach führte Bad Muskau in der Oberlausitz mit minus 24,3 Grad die Top-Ten- Liste am Mittwochmorgen an.
Die »Titelträger« aus der Nacht zum Mittwoch dürften aber vorerst Spitzenreiter bleiben. Sturmtief »Jennifer« aus dem Norden bringt in den nächsten Tagen Neuschnee, Wind und wärmere Temperaturen. In Bayern soll teilweise bis zu einem Meter Schnee fallen.
Mindestens 14 Obdachlose sind bereits in Deutschland erfroren. Im Siegerland hat ein Taxifahrer einen 83-jährigen Mann vor dem Kältetod gerettet. Er sollte den Mann am Dienstag von einem Altenheim abholen und nach Hause kutschieren. Da der Mann nicht am Treffpunkt war, holte der Taxifahrer Hilfe. Stundenlang wurde nach dem alten Mann gesucht. Ein Polizist fand ihn schließlich – stark unterkühlt – in einem verschneiten Graben in einem Waldstück.
Auch die Schifffahrt kämpft weiter mit dem Eis. Zwischen Wittenberge (Brandenburg) und Tangermünde (Sachsen-Anhalt) wurde die Elbe gesperrt, so die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes.
Freude über den Winter dagegen herrscht bei den Skifahrern. In Rheinland-Pfalz bescherte er bislang eine prima Saison. Am Erbeskopf im Hunsrück wedelten bereits rund 90 000 Skifahrer an knapp 40 Lifttagen die Hänge hinunter, sagte der Betriebsleiter der Wintersportanlage, Klaus Hepp, am Mittwoch in Deuselbach (Kreis Bernkastel-Wittlich).
Bei eisigen Temperaturen sind in Polen erneut neun Menschen erfroren. Dies sagte ein Sprecher des Krisenzentrums der Regierung dem Rundfunk. In der Nacht zum Mittwoch war es in Ost- und Zentralpolen am kältesten. Dort sank die Temperatur bis auf minus 24 Grad. In den letzten drei Monaten starben damit 221 Menschen an Unterkühlung. Die Behörden riefen die Bürger auf, nicht wegzuschauen, sondern den Bedürftigen zu helfen oder die Polizei zu informieren. Rund 2500 Haushalte im Süden des Landes müssen seit zwei Wochen ohne Strom auskommen. Heftige Schneefälle und Eis hatten dort Stromleitungen beschädigt.
In Rumänien hat der extreme Frost binnen acht Tagen 44 Menschenleben gefordert. Allein in der Nacht zum Mittwoch erfroren zehn Menschen, teilte das Gesundheitsministerium in Bukarest mit. Bei Temperaturen von bis zu minus 35 Grad litten vor allem Obdachlose. Polizei und Sanitäter hatten gezielt die Straßen nach ihnen abgesucht, um sie in kommunalen Gebäuden unterzubringen. Drei Züge entgleisten, ohne dass jemand verletzt wurde. Die Schienen waren durch Frost beschädigt worden. In dutzenden Schulen fiel wegen Heiz- und Transportproblemen der Unterricht aus.
Im Westen Chinas sind 14 Menschen in einer Lawine umgekommen. Sie ging am Dienstag in der Präfektur Yili in der Provinz Xinjiang nieder, berichtete China Radio International am Mittwoch. Yili liegt im Grenzgebiet zu Kasachstan. Damit stieg die Zahl der Toten durch die extreme Kälte in China auf mindestens 27. Das Land leidet derzeit unter einem ungewöhnlich kalten Winter. dpa/AFP
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