Alarmglocken in Köpenick

Beim 1. FC Union Berlin zeigt die Formkurve klar nach unten

  • Matthias Koch, Paderborn
  • Lesedauer: 3 Min.

Beim Fußball-Zweitligisten 1. FC Union gibt es bei den Auswärtsfahrten seit einiger Zeit eine Zweiklassengesellschaft. Die Spieler sitzen im gemieteten Doppelstockbus oben, der Übungsleiter- und Betreuerstab unten. Trainer Uwe Neuhaus kann so in Ruhe und ungestört die Spiele vor- und nachbereiten.

Nach der 0:3-Niederlage beim SC Paderborn am Freitagabend schaute sich der 50-Jährige auf der Heimreise die aus seiner Sicht ziemlich traurigen 90 Minuten noch einmal auf dem Laptop an. »Obwohl wir erst um drei Uhr nachts wieder in Köpenick ankamen, war die Rückfahrt für die Analyse relativ kurz«, sagte Neuhaus.

Mit der Leistung seines Teams, das am Sonnabend zur Strafe für den schwachen Auftritt beim Mitaufsteiger 12 Kilometer durch die verschneite Wuhlheide laufen durfte, konnte er überhaupt nicht zufrieden sein. »Vor dem 0:1 hatten wir einen Freistoß und sind dann in einen Konter gelaufen. Wir haben ein Fehlverhalten an den Tag gelegt, was in der 2. Liga bestraft wird«, ärgerte sich Neuhaus. »Dann war das Eis gebrochen. Wir haben uns fast ergeben. Wir hatten nicht mehr den Glauben und den Willen, das Spiel noch zu drehen. Deswegen geht der Paderborner Sieg auch in dieser Höhe in Ordnung.«

Die drei Gegentreffer durch Mahir Saglik und die beiden eingewechselten Paderborner Joker Sören Brandy und Frank Löning bestätigten den Abwärtstrend des 1. FC Union in den letzten Monaten. »Wille und Glaube haben gefehlt. Das ist schade und traurig – gerade nach so einem geilen Spiel wie gegen Augsburg (0:0 – d. Red.). Wir haben ein richtig schlechtes Spiel hingelegt«, stellte Unions Sportchef Christian Beeck fest. »Es war einer unser schlechtesten Auftritte in dieser Saison. Der Gegner hat uns in den entscheidenden Situationen den Schneid abgekauft. Das darf nicht sein.«

Besonders leid konnte einem Torhüter Jan Glinker tun. Vor 5237 frierenden Zuschauern war er lange einer der wenigen Lichtblicke bei den Gästen. Doch beim zweiten Treffer hatte auch er einen sehr unglücklichen Moment. »Das 0:2 geht auf meine Kappe, deswegen spricht nachher keiner mehr über die erste gute Halbzeit«, sagte Glinker enttäuscht.

Selbstkritik kann für Union der erste Schritt zur Besserung sein. Da die Mannschaft von den jüngsten zehn Partien nur eine gewinnen konnte, schrillen in Köpenick längst die Alarmglocken. Sorge macht vor allem die Offensive. Bei den vergangenen neun Auftritten gelang maximal ein Treffer. Seit dem letzten Tor, dem 1:0 von John Jairo Mosquera zum Rückrundenauftakt gegen Rot-Weiß Oberhausen, sind 300 Minuten Spielzeit vergangen.

Dementsprechend ist das kommende Heimspiel gegen die TuS Koblenz am Freitag eine gute Chance zur Wiedergutmachung. »Das ist fast ein Sechs-Punkte-Spiel für uns«, sagt Kapitän Daniel Göhlert. Immerhin benötigt der 1. FC Union für diese Partie nicht den Doppelstockbus. Glück brachte dieser bei seiner dreimaligen Nutzung noch nicht. Die beiden Partien beim FC St. Pauli und beim SC Paderborn endeten jeweils 0:3. Aus Rostock musste Fahrer Derek Watson sein Gefährt wegen des Spielausfalls unverrichteter Dinge zurücklenken.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -