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Der kleine Bruder

  • Kira Taszman
  • Lesedauer: 2 Min.
Foyer des Palastes
Foyer des Palastes

»Rüüüdiger!!«, kreischt es kurz vor Beginn der Filmvorführung über etliche Sitzreihen hinweg durch den geräumigen Saal. Ob der Ausgerufene und die Suchende sich gefunden haben, ist unklar, denn wenig später gehen die Lichter aus… Abgespielt hat sich diese – auf der Berlinale eigentlich recht übliche – Szene im Friedrichstadtpalast, kurz vor einer Wettbewerbs-Wiederholung.

Seit es im letzten Jahr offizielle Spielstätte des Festivals wurde, hat sich das Revuetheater an der Friedrichstraße zu einem beliebten Anlaufpunkt für Berlinale-Gänger gemausert. Außer für die bereits erwähnten Wettbewerbs-Filme fungiert es auch als Premieren-Kino für die Berlinale Special Gala.

Dort hörte man kürzlich nach der Premiere des überlangen Historienschinkens »Henri 4« Unmutsbekundungen im Stile von »so ein Scheißfilm!«, die neben einigen Buhrufen jedoch im Applaus untergingen. Denn der Ort, der auch einen üppigen Roten Teppich aufzuweisen hat, feiert sich und seine Stars gerne – auch wenn zur Premiere des besagten Films Promis der A- bis zur D-Kategorie aufliefen.

Ein gut vernehmlicher Klingelton signalisiert eine halbe Stunde vor Vorstellungsbeginn den Einlass. Dann sollte man möglichst den Eingang für das richtige Parkett finden, denn die sind anfangs nicht so leicht auseinander zu halten. Parkett A und B in der ersten Etage unterteilen sich jeweils in links und rechts und in der zweiten geht es mit den Buchstaben C, D und E weiter.

Nach einem Abort-Besuch während des Films kann der ungeübte Besucher durchaus Schwierigkeiten haben, wieder auf seinem Platz zu landen. Aber die Saaldamen helfen in solchen Situationen freundlich aus.

Dagegen ist das Thekenpersonal in der »Marlene Lounge« mitunter kühler, doch stärken kann man sich dort vor oder nach dem Film mit Getränken oder Snacks allemal – mit schönem Blick auf die verschneite Friedrichstraße.

Ansonsten ist das übliche Pausen- oder Vorfreude-Geplauder zu vernehmen. Zwei akkreditierte Festival-Profis fachsimpeln (»Das war bis jetzt das visuell Aufregendste …«), während ein anderer Zuschauer das Fassungsvermögen des Saals abschätzt. Das beträgt stolze 1895 Sitzplätze. Gegenüber seinem großen Bruder, dem Berlinale-Palast mit seinen voneinander abgegrenzten Etagen, hat der Friedrichstadtpalast den Vorteil, dass er übersichtlicher ist – was hoffen lässt, dass Rüdiger und seine Herzensdame sich doch noch gefunden haben.

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