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Größenwahn auf dem Teltowkanal
Der Ausbau der Schleuse in Kleinmachnow ist längst beschlossen, Gegner wollen das Projekt noch kippen
Die Enten ziehen einen Schweif durch das sich leicht kräuselnde Wasser. Kein Schiff. Nirgends. »Die umliegenden Kanäle sind vereist, die Schifffahrt ist zum Erliegen gekommen«, sagt der Schleusenwärter Peter Richter in seinem Häuschen zwischen den Wasserbecken. Wenn es taut, fahren die Lastkähne wieder und beliefern das nahe Heizkraftwerk in Lichterfelde oder kommen aus Polen und wollen in den Westen.
Im Frühjahr sollen auch die Bagger anrücken. Dann wird am nördlichen Ufer mit den Bauarbeiten für die neue Schleuse begonnen. Eine Erweiterung der nördlichen Kammer von 85 auf 190 Metern ist längst beschlossen, aber die Gegner wollen das Bauvorhaben noch kippen.
Diana Golze, Abgeordnete für die LINKEN im Bundestag, hat Bedenken gegenüber dem wirtschaftlichen Nutzen einer solchen großen Schleuse, die 42 Millionen Euro kosten soll. Die Abgeordnete beruft sich auf die Verkehrsprognose 2025 des Bundesverkehrsministeriums, wonach der Schiffsverkehr auf dem Teltowkanal in den nächsten Jahren deutlich zurückgehen werde. Das sei eine gravierende Änderung gegenüber der ursprünglichen Planungsgrundlage, so dass trotz eines gültigen Beschlusses aus dem Jahr 2002 über den Schleusenausbau neu beraten werden müsse, meint Golze. Die LINKE befürwortet eine kleinere Variante mit einer Kammerlänge von 115 Metern.
Unterstützung erhält Golze von Umweltverbänden, die in dem Vorhaben einen erheblichen Eingriff in die Uferlandschaft sehen. Denn eine Erweiterung der Kammer auf 190 Meter zieht einen weiträumigen Uferabtrag nach sich, weil die Vorhäfen beengt sind. Auf einer Länge von jeweils 400 Metern entlang des Ober- und Unterhafens soll der Kanal um bis zu 30 Metern erweitert werden, damit ein besseres Ein- und Ausfahren der Schiffe in die Schleuse möglich ist. Spundwände aus Metall müssen dafür in den Boden gerammt werden, die anderthalb Meter aus dem Wasser ragen. »Das würde das natürliche Ufergelände in eine Industrielandschaft verwandeln«, befürchtet Ursula Theiler von der Bürgerinitiative »pro Kanallandschaft Kleinmachnower Schleuse«.
Die Schifffahrtsdirektion Ost hält dagegen, dass in einer 190 Meter langen Kammer künftig die Schiffsverbände in einem Rutsch geschleust werden können, so dass Umweltbelastungen durch das Koppelmanöver entfallen würden. Bei einer 115 Meter langen Schleuse müssten die Schubverbände abkoppeln und die Leichter einzeln durch die Schleuse gebracht werden. Dazu braucht man Koppelstellen, die wiederum einen Landzugang benötigten, erläutert die Schifffahrtsdirektion.
Diese Koppelstellen könnten problemlos an das Südufer gelegt werden, wenn die bislang dort anlegenden Personenschiffe näher an der Schleuse festmachten, meint Winfried Lücking vom BUND Berlin. »Die Koppelstellen sind kein Ausschlusskriterium, wie uns die Schifffahrtsdirektion immer weismachen will.« Er sieht in dem Beschluss von 2002 eine sehr großzügige Prüfung für einen 190 Meter langen Ausbau. Dabei sei jedoch eine vorgeschriebene größtmögliche Minimierung der Eingriffe in die Natur nicht bedacht worden. Schließlich würde eine kleinere Kammer auch weniger Uferabtrag benötigen.
Der Teltowkanal ist ohnehin nur für Schubverbände bis zu einer Länge von 125 Metern zugelassen. Längere Schiffe benötigen Sondergenehmigungen, erklärt Lücking, der befürchtet, dass mit der Erweiterung der Schleuse Fakten für einen Ausbau des Kanals Richtung Hafen Königs Wusterhausen geschaffen werden sollen.
Bislang müsse einmal in der Woche eine solche Sondergenehmigung ausgestellt werden, sagt Lücking. Dafür braucht es keine Kanalvergrößerung. Und auch keine Schleuse, die 190 Meter lang ist.
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