Historisches Gold für Neuner
Die Verfolgungsrennen wurde von Fehlstarts und Strafzeiten überschattet
Magdalena Neuner war nach ihrem Olympiasieg total überwältigt: »Es wird noch eine Weile dauern, bis das in meinen Kopf reingeht«, gestand die 23-Jährige aus Bayern, die zwar sechsfache Weltmeisterin ist, aber Olympia zum ersten Mal erlebt und nun nach Silber im Sprint Gold in den Händen hält. Und sie kündigte für den 15-Kilometer-Einzellauf, der »Königsdisziplin« am Donnerstag, Großes an: »Ich werde definitiv dieses Einzelrennen laufen. Das hat mir Bundestrainer Uwe Müssiggang schon gesagt. Und ich werde wieder angreifen. Ich weiß, dass ich am Schießstand mittlerweile sehr, sehr stark bin. Vielleicht kann ich es noch etwas besser machen. Denn beim letzten Schuss hätte ich schon treffen können, aber ich war etwas nervös.«
Die 33-jährige Kati Wilhelm aus Zella-Mehlis, dreifache Olympiasiegerin und fünffache Weltmeisterin, lobte ihre Teamkameradin: »Lena hat ein brutales Selbstvertrauen. Für uns Erfahrene ist das schon sehr erstaunlich.« Für Wilhelm, die in Whistler ihren letzten Olympiaauftritt erlebt und die vom 30. Platz im Sprint noch auf den 12. Rang vorgelaufen war, geht es im Einzellauf fast schon um alles, weil sie mit diesen Winterspiele ihre großartige Karriere krönen will.
Magdalena Neuner sorgte mit ihrem Sieg zugleich für eine historische Goldmedaille. Es war das 121. Gold eines deutschen Starters seit den I. Winterspielen 1924 in Chamonix. Damit löste Deutschland in der ewigen Medaillenliste Russland als Nummer 1 ab.
Die deutschen Männer um den dreifachen Olympiasieger von Turin 2006, Michael Greis (Nesselwang), der als Bester diesmal Fünfter wurde, warten noch auf einen Medaillengewinn. »Die Leistung in der Verfolgung stimmt mich aber zuversichtlich für den Einzellauf«, meinte Greis nach dem Verfolgungsrennen.
Bundestrainer Frank Ullrich plant über 20 Kilometer eine Änderung: Arnd Peiffer wird für die Staffel geschont, Alexander Wolf rückt in die Mannschaft. Christoph Stephan und Andreas Birnbacher erhalten eine weitere Chance. Auch bei den Frauen gibt es einen Wechsel: Martina Beck kommt für den 15-Kilometer-Lauf zum ersten Einsatz, während Simone Hauswald pausiert.
Überschattet wurde das Verfolgungsrennen sowohl bei den Frauen als auch Männern von Fehlstarts, Strafsekunden und einem totalen Chaos. So wurde Schwedens Topläuferin Anna-Carin Olofsson – am Ende Vierte – 15 Sekunden zu lange in der Startbox festgehalten. Bei den Männern ging der Kanadier Jean Philippe Leguellec 30 Sekunden zu früh auf die Strecke, weil ein kanadischer Kampfrichter die Startnummer sechs mit neun verwechselte. Leguellec wurde im Ziel schon als Sechster gefeiert und war dann fassungslos, als er wegen des unverschuldeten Frühstarts mit Strafsekunden belegt und auf Rang elf gesetzt wurde.
Der mit in der Kritik stehende Technische Delegierte des Biathlon-Weltverbandes IBU, Norbert Baier aus Deutschland, schilderte die groteske Situation so: »Die Kanadier sind am Tag vor dem Jagdstart zu uns gekommen und haben erklärt, dass sie nicht so recht wissen, was sie zu tun haben.«
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