»Vonnderful« und Freudentränen
US-Skikönigin Lindsey Vonn tief bewegt »am besten Tag meines Lebens«
Auch Stunden nach dem ersehnten Gold hatte Amerikas Skikönigin Lindsey Vonn noch verheulte Augen. »Ich kann einfach nicht aufhören zu weinen.« Tief bewegt am »besten Tag meines Lebens« war die Gewinnerin der olympischen Abfahrt. »Olympiasiegerin zu werden, das bedeutet alles für mich«, sagte die Freundin der gescheiterten Partenkirchenerin Maria Riesch und hatte dafür auch einiges an Leid auf der schwer zu fahrenden Piste auf sich genommen. »Es war so schmerzvoll, diese Schläge.«
Ein Sieg in der olympischen Schussfahrt, davon hatte sie geträumt, seit sie ein »kleines Mädchen« gewesen war. Die Freudentränen kullerten nur so, und beim Siegerinterview mit NBC brachte sie im Weinkrampf nur Wortfetzen heraus. »Es ist so viel Gewicht von meinen Schultern weg. Ich habe diese Goldmedaille«, erklärte die Doppel-Weltmeisterin unter Tränen, die eine Schussfahrt hingelegt hatte, die einfach »Vonnderful« war.
Als erstes US-Girl gewann sie eine olympische Abfahrt. Das dürfte sich auch finanziell auszahlen, denn auf dem US-Markt bringt nur ein Olympiasieg das ganz große Geld. »Willkommen zu den Vonn-couver-Spielen« räumte die »Los Angeles Times« in ihrem Sportaufmacher den amerikanischen Alpinen ungewohnten Platz ein.
Vonn hatte sich den Traum erfüllt, der für Maria Riesch in der Abfahrt unerfüllt blieb. »Es wäre schön gewesen, mit ihr auf dem Podium zu sein«, sagte Vonn über das Duell der Freundinnen. In Zeiten des großen olympischen Drucks konzentriert sich aber jede auf sich selbst. »Nach den Spielen legt sich das wieder«, sagte Riesch, für die Vonn »auf jeden Fall die verdiente Olympiasiegerin« war. »Maria war nicht so aggressiv unterwegs, wie sie es kann«, meinte dann auch Vonn über den ängstlich wirkenden Lauf der Partenkirchenerin.
Die zweimalige Gesamtweltcupsiegerin selbst ließ sich dagegen von nichts stoppen. Auch nicht von der im Vorfeld Olympias erlittenen schmerzhaften Schuhrandprellung, die sie viel Kraft gekostet hatte. »Der Schmerz war groß heute. Es war vielleicht der schlagigste Kurs, auf dem ich jemals gefahren bin«, sagte das Covergirl vieler Olympia-Sonderausgaben in den USA. »Ich habe mein ganzes Leben für diesen Moment gearbeitet.«
Als Zweijährige stand Vonn das erste Mal auf Skiern am Buck Hill, einem 93 Meter hohen Hügel in Minnesota. 23 Jahre später und nach harter Arbeit war sie am Ziel.
Inspiriert für diesen Lebenstraum hatte sie das frühere amerikanischen Skiidol Picabo Street, die selbst nie in den Genuss einer olympischen Abfahrtslauf-Goldmedaille gekommen war. »Sie war der Grund, warum ich zu Olympia wollte. Ich hoffe, ich kann ein solcher Ansporn für die nächste Generation sein«, erklärte Vonn, die erst in den Armen von Ehemann Thomas ein wenig zur Ruhe kam.
»Keine weiteren Tränen, das ist ein guter Tag«, flüsterte der Ex-Skirennfahrer seiner Lindsey während des Interviewmarathons zu – und als am Abend dann die amerikanische Hymne über Whistler erklang, lächelte die Frau des Tages versonnen und wirkte einfach nur happy.
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