Historischer Triumph von Simon Ammann

Nach 2002 springt der Schweizer zum zweiten Mal zum olympischen Gold-Double / Michael Neumayer Sechster

  • Eric Dobias, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.

Mit dem historischen Gold um den Hals lauschte Simon Ammann auf der Medals Plaza von Whistler andächtig der Schweizer Nationalhymne und hielt nur mit Mühe die Tränen der Rührung zurück. Es war der Moment, in dem der Ausnahmespringer zum ersten Mal realisierte, was ihm wenige Stunden zuvor auf der Großschanze im Callaghan Valley gelungen war. Mit dem vierten Einzel-Olympiasieg avancierte der 28-Jährige zur Skisprung-Legende und sicherte sich einen festen Platz in den Annalen des Sports. »Was hier abgegangen ist, war extrem voll geil«, beschrieb Ammann seine Gefühle nach dem bislang einmaligen Triumph.

Viermal Olympia-Gold kann zwar auch Matti Nykänen vorweisen, doch als Einzelkämpfer schaffte es der legendäre Finne »nur« dreimal aufs Siegerpodest. Mit der Wiederholung seines Gold-Doubles von 2002 steht Ammann allein auf dem Skisprung-Olymp. »Dass ich hier von Anfang an diese Kraft hatte, ist magisch. Vor acht Jahren ist der Erfolg einfach so herausgebrochen, jetzt war alles viel durchdachter. Sich mit so einer unglaublichen Sicherheit wieder zurechtzufinden auf der Schanze, ist ein unglaubliches Glück«, sagte Ammann.

Der 1,73 Meter kleine Schweizer zeigte sich dabei auch unbeeindruckt vom Psychokrieg um seine neue Skibindung, die vom Österreichischen Skiverband (ÖSV) letztlich erfolglos beanstandet worden war. »Die Geschichte ist nicht neu. Ich war daher erstaunt, dass es so lange gedauert hat, bis man das entdeckt hat und dass dann so viel Lärm darum gemacht wurde. Aber ich habe das nicht persönlich genommen«, erzählte Ammann. Er habe das System bereits im vergangenen Sommer getestet und dann auf den richtigen Moment gewartet, es im Wettkampf zu nutzen. »Es war ein Bauchgefühl, hier damit zu springen.«

Der Schlüssel zum Erfolg war dies jedoch nicht. »Wenn man mit einem solch großen Risiko springt, kommt das einfach nur von einem unglaublichen Selbstvertrauen. Mein Puls war vor dem zweiten Sprung auf 180, aber ich hatte trotzdem großes Vertrauen in mein Können«, meinte Ammann.

Für Bundestrainer Werner Schuster, der den Ausnahmespringer in der Saison 2007/2008 als Schweizer Coach unter seinen Fittichen hatte, steht Ammann zumindest über allen Schanzenkonkurrenten. »Er ist in eine neue Dimension vorgestoßen und war hier unanfechtbar«, sagte Schuster. Dass er sich durch die neue Bindung aerodynamische Vorteile verschafft habe, sei legitim. »Er hat sehr schlitzohrig an einem individuellen Setup gearbeitet. Rein fachlich haben die Österreicher zwar Recht, das anzuzweifeln und überprüfen zu lassen. Wenn der Weltverband FIS jedoch sagt, das ist okay, dann muss man einen Haken dranmachen«, so Schuster.

Ammann war mit 144 Metern im ersten und 138 Metern bei verkürztem Anlauf im zweiten Durchgang allen auf und davon geflogen. Silber und Bronze gingen wie schon bei der Olympiaentscheidung vom kleinen Bakken an den Polen Adam Malysz und den Österreicher Gregor Schlierenzauer. Der fünfmalige Vierschanzentourneesieger Janne Ahonen (Finnland) bekam wegen eines Sturzes im Probedurchgang Knieprobleme und musste auf den zweiten Sprung verzichten.

Von den deutschen Springern überzeugte nur Michael Neumayer (Berchtesgaden) als Sechster. Michael Uhrmann (Rastbüchl) und Martin Schmitt (Furtwangen), die beiden Mannschafts-Olympiasieger von 2002, büßten schon im ersten Durchgang bei Rückenwind alle Chancen ein. Schmitt landete nach 122,5 Metern im ersten Versuch und im zweiten Durchgang bereits bei 108 Metern. Am Ende kam er über den enttäuschenden 30. Platz nicht hinaus – noch hinter Uhrmann (25.) und dem Oberhofer Andreas Wank (28).

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