Hemdsärmelig

Meir Dagan - der israelische Geheimdienstchef muss sich vor der EU rechtfertigen

  • Lesedauer: 2 Min.

Ein Punkt der gestrigen Sitzung der EU-Außenminister in Brüssel lautete: »Aufklärung über die mögliche Verwendung von EU-Pässen bei der Ermordung eines Hamas-Funktionärs in Dubai durch den israelischen Geheimdienst«. Die Nachfrage hat damit zu tun, dass die Mörder sämtlich mit gefälschten Pässen aus EU-Ländern, auch einem deutschen, in die Vereinigten Arabischen Emirate eingereist waren. Richtig verärgert sind die Außenminister aber wohl wegen des herablassenden Umgangs jenes Dienstes mit ihren bisher rein geschäftsmäßig formulierten Protesten.

Adressat dieser Kritik ist Meir Dagan, der Chef jenes Auslandsgeheimdienstes, der sich vornehm »Institut für Aufklärung und besondere Aufgaben« nennt und unter dem Namen Mossad gefürchtet ist. In der Vergangenheit konnte sich Dagan eigentlich so gut wie alles leisten, nicht nur weil auch die zweifelhaftesten Mossad-Aktivitäten von der israelischen Mehrheitsgesellschaft als sakrosankt behandelt werden. Dagan genoss auch die Gunst beider großer politischer Lager in Israel.

Unter dem Arbeitspartei-Ministerpräsidenten Shimon Peres (heute Staatspräsident) wurde Dagan bereits 1996 Vize des Inlandsgeheimdienstes. Der spätere Likud-Premier Ariel Sharon machte Dagan dann sofort nach seiner Ernennung 2002 zum Mossad-Chef. Beide verband nicht nur ihr hemdsärmeliges politisches Auftreten. Dagan hatte bereits in den 70er Jahren unter Sharon in zwielichtigen Kommandos der israelischen Armee gedient, einer Art Todesschwadronen gegen palästinensische »Terroristen«. An der Seite General Sharons überquerte Dagan während des Yom-Kippur-Krieges 1973 den Suez-Kanal und befehligte im Krieg gegen Libanon 1982 eine Panzerbrigade.

Der heute 65-jährige Dagan, der in Nowosibirsk in der Sowjetunion unter dem Namen Meir Hubermann geboren wurde und 1950 mit seinen Eltern nach Israel auswanderte, ist jetzt nicht nur selbst ein hochdekorierter General, sondern – was in seinen Kreisen wohl noch mehr zählt – Träger einer Reihe spezieller Kriegsauszeichnungen. Deshalb und wegen der Rückendeckung durch »befreundete Dienste« glaubte Dagan bislang auf Fingerspitzengefühl verzichten zu können. Roland Etzel

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.