Weites Theater
Ballast an Bord
Auf hohe See geht es mit dem neuen Stück »Lotta und die Wikinger«. Und als der Kapitän merkt, dass er mit seiner Tochter Lotta und ihrer Taube Hiltrud als »blinde Passagiere« losgesegelt ist, kann er es auch nicht mehr ändern. Lotta will auch Wikinger werden, wie ihr Papa und seine Besatzung. Sie räumt aber ein, dass einige Gegenstände an Bord sie ziemlich erschrecken. Da schreit sie los. Beispielsweise beim Anblick der »Im-Wolfsnebel-Versteck-Maschine«, die als Tarnung vor dem Unheimlichen Holger dient, der immer die Wikinger überfällt. Er verfolgt das Schiff von Lottas Vater, um ihm einen Schatz abzujagen. Natürlich wird der Bösewicht mit Lottas Hilfe besiegt. Das versteht sich ja wohl von selbst. Eine Idee muss ihr dafür natürlich erst einfallen. Und die bekommt sie immer, wenn sie sich kurz die Nase reibt.
Die Premiere im Weiten Theater forderte der allein vor ausverkauftem Haus arbeitenden Puppenspielerin Marie-Luise Müller vom Theater des Lachens viel Geduld ab. Zu dem Stück ab drei Jahren waren viele Eltern mit noch jüngeren Kindern gekommen. Überdies nutzten Erwachsene das Stück als Süßigkeiten-Imbiss-Zeit für sich und ihre Kinder. Das muss nicht sein. Eine knappe Stunde ohne Essen steht man durch.
Lotta wird von der Puppenspielkünstlerin selbst gespielt. Der Kapitän und seine Männer sind ulkig gebaut – mal mutig, mal feige, meistens ungeschickt. Auch das Schiff, auf dem sich alles abspielt, ist in Christof von Bürens Ausstattung schön gefertigt.
Für die Geschichte allerdings nahm Regisseurin Ute Kotte zu viel an Bord. Die Kinder amüsieren sich über die Figuren charakterisierenden Episoden und den Sieg des Guten über das Böse. Aber sie können bestimmt nicht nachvollziehen, warum Taube Hiltrud, die eigentlich mit Zettel am Bein immer nach Hause fliegt, plötzlich mit einer Nachricht vom Unheimlichen Holger angeflogen kommt.
So, wie sie jetzt ist, führt die sonst so gut gespielte Reise noch etwas im Zickzack übers Meer. Auch ist anfangs gar kein Ziel für die Fahrt angegeben. Aber der Kurs lässt sich sicher korrigieren, wenn etwas Ballast über Bord geworfen wird. Denn das Wesentliche im Logbuch des Stücks macht den Kindern eine Menge Spaß. Sonst würden sie nicht auf ihren Plätzen bleiben. So freuen sie sich am Ende mit Lotta, die einen richtigen Wikingerhelm vom Kapitän bekommt. Und der ist erst einmal stolz auf sein Mädchen.
28.2., 16 Uhr, Das Weite Theater, www.das-weite-theater.de
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