Gepflegte Langeweile
Eisbären Berlin bezwingen Kölner Haie 4:1, dem Traditionsklub vom Rhein droht das Ende
Eishockey kann so schön sein, so spannend, so dramatisch, wie das olympische Finale gezeigt hat. Eishockey kann aber auch so langweilig sein, wie es sich am Dienstagabend in der nicht ausverkauften Berliner Arena am Ostbahnhof über weite Strecken im DEL-Spiel zwischen dem Spitzenreiter Eisbären Berlin und den Kölner Haien offenbarte. Der Titelverteidiger tat nicht mehr als nötig, und die Gäste, immerhin als achtmaliger deutscher Meister angereist, waren nicht imstande, die Berliner zu fordern. Kurzum: Einer wollte nicht, einer konnte nicht.
Nach der 2:0-Führung der Eisbären durch Kapitän Stefan Ustorf (12.) und Tyson Mulock (17.) schleppte sich die Begegnung müde dahin, und als man sich schon damit abfand, nicht mehr als diese beiden Tore zu sehen zu bekommen, fielen im letzten Drittel noch drei durch Marcel Müller (43.) zum 1:2 sowie Jeff Friesen (48.) und dem Olympioniken Sven Felski (55.) zum 4:1-Endstand und zum 20. Saisonheimsieg der Eisbären.
»Die 16 Tage Olympiapause haben beiden Mannschaften nicht gut getan«, meinte denn auch Eisbären-Torschütze Jeff Friesen. »Wir werden also noch zulegen müssen in den bevorstehenden Play-offs.« Die Eisbären, die mit diesem Sieg ihre Tabellenführung auf 17 Punkte gegenüber Verfolger EHC Wolfsburg ausbauten, stehen angesichts ihres haushohen Vorsprungs als Hauptrundenerster fest, daran werden die ausstehenden acht Spiele in den nächsten drei Wochen nichts ändern.
Praktisch brauchen die Berliner noch vier Punkte für das Play-off-Ticket. Doch das Vorhaben, die restlichen Spiele als Vorbereitung auf die Play-offs nutzen, war gegen Köln nur selten zu erkennen.
Die Kölner sind da in einer weitaus komplizierteren Situation. Der Tabellenzehnte kämpft um den Play-off-Einzug der besten acht Teams, der schon letzte Saison verpasst worden war. Auch finanziell ist der Traditionsklub in Nöten. 500 000 Euro fehlen, um die Saison überhaupt zu Ende zu spielen. Insgesamt sollen die Verbindlichkeiten auf 1,5 Millionen Euro betragen. Sollten die Haie tatsächlich einen Insolvenzantrag stellen, dürfte ihnen die DEL die Teilnahme an den Play-offs verwehren. »Eine Lösung ist derzeit nicht in Sicht«, räumt Kölns Geschäftsführer Thomas Eichin ein. Lang ist die Liste der Gründe, die er nennt: »Die hohen Kosten für die Lanxess-Arena und das Trainingszentrum, der Zuschauerschwund und der drastischen Rückgang beim Fanartikelverkauf sowie die schwache Logenvermarktung und nicht zuletzt fehlende Sponsoren« zurück. Der Klub habe »erhebliche Zahlungsrückstände für die Nutzung der Arena« könne jedoch nicht mit einem Entgegenkommen des Arena-Managements rechnen.
In seiner Not entwickelte der Klub gemeinsam mit den Haie-Fans die Idee von Retter-Trikots. Aus dem Verkauf der 15 Euro teuren T-Shirts erhofft man sich einen »spürbaren Beitrag« zur Konsolidierung, sagt Eichin. Doch wenn der DEL-Viertelfinaleinzug platzt, platzt auch diese Seifenblase. Der achtfache Meister droht in der Versenkung zu verschwinden.
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