Blankoscheck

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 1 Min.

Eine Supermacht, die die ganze Welt im Visier hat, braucht auch eine Armada von Tankflugzeugen. Und wenn das Pentagon den Bau von 179 neuen Maschinen ausschreibt, dann nennt man das auf dem umkämpften Waffenmarkt einen Jahrhundertdeal. Den hat Europas größter Luft-, Raumfahrt- und Rüstungskonzern EADS nun verloren. Seit 2003 versucht Washington diesen Auftrag zu vergeben. Erst musste Boeing das Milliardengeschäft wegen eines Bestechungsskandals abblasen. Dann siegten EADS und Northrop Grumman in einem zweiten Bieterverfahren, wurden nach einem Lobbyisten-Krieg um die riesigen Fleischtöpfe wegen angeblicher Verfahrensfehler jedoch zurückgepfiffen. Und jetzt wirft das amerikanisch-europäische Konsortium endgültig das Handtuch, weil die Ausschreibung klar das schlechtere Flugzeug bevorzuge. Während Politiker in Alabama, wo Northrop die fliegenden Tankstellen zusammengeschraubt hätte, von einer Farce sprechen, jubelt die Boeing-Seite, weil doch der Auftrag nicht ins Ausland geht. Ist das Geschäft in Krisenzeiten ohnehin der helle Wahnsinn, zahlt der US-amerikanische Steuerzahler bei diesem falschen Patriotismus auch noch drauf. Vor fast genau einem Jahr hatte der neue Präsident Barack Obama scharfe Kritik an der gängigen Vergabepraxis von Rüstungsaufträgen in den USA geübt: Die Zeit der Blankoschecks für Waffenschmieden sei nun vorbei. Gerade wurde wieder einer ausgestellt.

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