Wiedersehen nach zwanzig Jahren
Ehemalige Abgeordnete der PDS-Volkskammerfraktion trafen sich am Donnerstag in Berlin
Für einige war es das erste Wiedersehen nach fast zwanzig Jahren: PDS-Abgeordnete der Volkskammerfraktion von 1990 trafen sich am Donnerstag in Berlin. Anlässlich des 20. Jahrestages der ersten freien Volkskammerwahlen in der DDR hatte Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) die ehemaligen Abgeordneten aller Fraktionen zu einer Feierstunde in den Bundestag geladen. Lammert betonte in seiner Ansprache, diese Wahl habe »das Mandat zur deutschen Einheit« bedeutet.
Anschließend trafen sich die »PDS-Veteranen« im Sitzungssaal der Linksfraktion – unter ihnen auch Käte Niederkirchner, die Vizepräsidentin der Volkskammer, und Sylvia Yvonne-Kaufmann, die der LINKEN mittlerweile den Rücken gekehrt hat. Beileibe nicht alle der Abgeordneten sind heute im Ruhestand: Roland Claus, Ilja Seifert und Dagmar Enkelmann sitzen auch heute noch im Parlament. Nicht zu vergessen: Gregor Gysi. Der Fraktionschef dankte den Anwesenden: »Sie haben den Grundstein für eine neue Linke gelegt«. Gysi, der auch 1990 die PDS-Fraktion führte, erinnerte die Gäste an den schwierigen Neubeginn im Frühjahr 1990. In der Volkskammer hatten es die PDS-Abgeordneten nicht leicht. Von allen anderen Fraktionen gemieden, mussten die linken Parlamentarier einiges über sich ergehen lassen. Da blies ein Grüner mal die Mundharmonika, während ein PDS-Abgeordneter sprach. Und bei der liberalen Fraktion ließ man während eines Redebeitrags die Sektkorken knallen. Auch Täve Schur, ehemaliger Radsport-Champion und Volkskammerabgeordneter, erinnert sich an das Störfeuer aus den anderen Fraktionen: »Die fingen an zu schreien und zu keifen, so dass man sein eigenes Wort nicht mehr verstehen konnte«. »Trotzdem«, so Schur, habe ich heute gute Freunde wieder getroffen, auch aus anderen Fraktionen«. Nach zwanzig Jahren ist so mancher Streit vergessen.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.