Überflüssig

Klaus Joachim Herrmann über eingeforderten Dank an Kohl

  • Lesedauer: 2 Min.

Den hauptstädtischen Ehrenbürger Helmut Kohl will die CDU anlässlich seines 80. Geburtstages von Berlin öffentlich gewürdigt wissen. Umgehend teilte der Senat mit, das sei »selbstverständlich«, und schon »üblicherweise« gehöre bei runden Geburtstagen von Ehrenbürgern ein Senatsessen auf Einladung des Regierenden Bürgermeisters dazu. Es hätte der offenen Briefe des Abgeordnetenhaus-Vizepräsidenten Lehmann-Brauns (CDU) an den Parlamentspräsidenten Momper und den Regierenden Bürgermeister (beide SPD) ganz sicher nicht bedurft. Es war schlicht überflüssig.

Das hat Lehmann-Brauns natürlich gewusst. Doch die Versuchung war offenbar zu groß, und er ist ihr erlegen – endlich mal wieder den sozialdemokratischen Spitzenleuten ein Jubiläum so richtig schön unter die Nase zu reiben. Da greift man gern dem Mann, der einen Zipfel des Mantels der Geschichte so schön packte, zur Aufhellung des eigenen Ansehens sogar mal kurz in die Uhrentasche. Dass in der Hauptstadtdebatte Kohl für Berlin gesprochen und sogar votiert habe, wie der Briefschreiber lobt, kann wahrlich nicht jeder CDU-Mensch von sich behaupten.

Den Sozialdemokraten ist eigentlich nur souveränes Abwarten zu raten. Beim nächsten runden Jubiläum von Walter Momper könnten sie schließlich die CDU mal gründlich an die Würdigung des Regierenden Bürgermeisters der Einheit ebenso demonstrativ öffentlich und genüsslich gemahnen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.