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Gebrauchsanweisung für Wähler

Italiens Kirche macht aus ihren Volieben keinen Hehl

  • Lesedauer: 2 Min.
In der ganzen Welt spricht man über Kirche und Pädophilie, auch die Kirche selbst spricht über dieses Thema. In Italien spricht die katholische Bischofskonferenz lieber über die bevorstehenden Regionalwahlen.

Nicht dass Italiens Bischöfe die Gläubigen allgemein dazu auffordern würden, zur Wahl zu gehen. Ihre Aufrufe sind vielmehr sehr speziell. Da erklärt der Vorsitzende der Konferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, ganz deutlich, wen der »gute Katholik« zu wählen hat und welche Werte unverhandelbar seien. An erster Stelle steht »der Schutz des Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod«. Man dürfe niemanden wählen, der dieses Prinzip nicht eindeutig vertritt. In diesem Zusammenhang wird nicht nur auf Schwangerschaftsabbruch, sondern auch auf die »Pille für den Tag danach« und auf die Abtreibungstablette RU486 eingegangen. All das sei nicht akzeptabel, ebenso wie ein Kandidat, der dies vertritt.

Ganz klar bezieht die katholische Kirche so gegen zwei Kandidatinnen der Demokratischen Partei und ihrer Verbündeten Stellung: Mercedes Bresso, amtierende Regionalpräsidentin im Piemont, und Emma Bonino, Kandidatin des Mitte-Links-Bündnisses im Latium und seit den 70er Jahren radikale Kämpferin für Frauenrechte und ein liberales Gesetz in Sachen Schwangerschaftsabbruch.

»Welche soziale Solidarität ist denn möglich«, fragt Kardinal Bagnasco, »wenn man besonders das schwächste Leben negiert oder tötet?« Also relativiert die katholische Bischofskonferenz in Italien gleich auch die anderen Werte, die Politiker ihrer Meinung nach vertreten und auf die ein Wähler besonders bei der Entscheidung für eine Partei oder einen Kandidaten achten soll. Das wären das Recht auf eine Wohnung und auf Arbeit, die Integration der Migranten und der Schutz der Schöpfung.

Ganz am Schluss der »Gebrauchsanweisung für die Wahlen« steht auch die Moral: Ein wählbarer Politiker sollte nicht korrupt sein und sich allgemein an die christlichen Werte halten. Aber wie gesagt: Er darf wohl offensichtlich geschieden sein, ein ausschweifendes Sexualleben haben oder Steuern hinterziehen, wenn er sich nur öffentlich gegen die Abtreibung bekennt. Die italienische Kirchenhierarchie hat ihre Wahl ohne Zweifel schon getroffen. A.M.

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