Niemand vermisst Cristiano Ronaldo
Manchesters Wayne Rooney zeigt sich vor dem Duell gegen Bayern München treffsicher
Das englische Boulevardblatt »The Sun« neigt zur übertriebenen Theatralik. Als es kürzlich über das angeschlagene Knie (engl.: knee) von Stürmer Wayne Rooney schrieb, lag es jedoch goldrichtig: »Das ganze Land zittert um Roo-knee.« Der 24-jährige Nationalspieler ist die Lebensversicherung der Nationalmannschaft und von Manchester United. »Ich spiele den besten Fußball meines Lebens«, sagt Rooney vor dem heutigen Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League bei Bayern München.
In 28 Saisonspielen in der Premier League traf Rooney 26 mal, in der Königsklasse schoss er United mit vier Toren gegen den AC Mailand im Alleingang in die Runde der letzten Acht – Zahlen, die Franz Beckenbauer den Angstschweiß auf die Stirn treiben. »Wir fürchten ihn. Er ist brillant«, sagt der »Kaiser«. Für die Bayern müsse demnach erste Priorität sein, Rooney zu stoppen, »und das ist bisher niemandem in dieser Saison besonders gut gelungen«.
Kapitän Mark van Bommel hat die Sorge, dass es auch den Bayern kaum gelingen wird. »Im Eins-gegen-eins ist Rooney sowieso nicht zu verteidigen. Er ist einer der Besten in Europa«, sagt er. Cristiano Ronaldo, der im Juni für 94 Millionen Euro nach Madrid wechselte, wird in Manchester nicht vermisst.
Rooney ist der prominenteste Profiteur der Entscheidung, Fabio Capello zum englischen Nationaltrainer zu machen. Er ließ Rooney als einzige Spitze zwischen zwei offensiven Außen spielen. »Ich treffe öfter, weil ich weiter vorne spiele«, sagt Rooney.
Trotz seines jungen Alters hat Rooney schon einiges erlebt. Aufgewachsen im Liverpooler Problemvorort Croxteth schien für ihn die Glitzerwelt der Premier League so weit weg wie die Erde vom Mars. Die Straße lehrte ihn nicht nur im Fußball Durchsetzungsvermögen. Noch heute gleicht sein Stil dem eines wilden Stiers.
Mit voller Wucht schlug er auch in der Premier League ein. Mit 16 debütierte er für den FC Everton, fünf Tage vor seinem 17. Geburtstag erzielte er sein erstes Tor. Kurz darauf spielte er als jüngster Kicker für die Nationalelf. Nach der EM 2004, wo er viermal traf, legte ManU 37 Millionen Euro für den Stürmer mit dem Stiernacken hin.
Dem schnellen Aufstieg folgte der tiefe Fall, als ein Bordellbesuch publik wurde. Leugnen war zwecklos, gab Rooney der Dame, der er beigewohnt hatte, doch ein Autogramm: »Für Charlotte, ich habe dich am 28. Dezember gevögelt. In Liebe, Wayne Rooney.«
Viele prophezeiten ihm danach den Absturz in die Gosse. Rooney aber bekam sein Privatleben in den Griff. 2008 heiratete er Jugendliebe Coleen, im November 2009 bekam das Paar Sohn Kai Wayne. Die stilbildende Aggressivität bricht beim Sohn eines Boxers nur noch auf dem Platz durch.
Auch die Bayern sollen sie zu spüren bekommen, seine Prellung am Fuß hat er auskuriert. Beckenbauer schwant Böses – nicht nur am Dienstag: »Wenn Rooney weiter so spielt, kann er England zum WM-Titel in Südafrika führen.«
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