Rabattverträge sparen eine Milliarde
AOK und Techniker Krankenkasse einigten sich mit Herstellern bei weiteren Werkstoffen
Berlin (epd/dpa/ND). Die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) erwarten bis Jahresende durch Rabattverträge mit Pharmaunternehmen Einsparungen bei nicht patentgeschützten Arzneimitteln in Höhe von 520 Millionen Euro. Dadurch könnten Zusatzbeiträge für die Versicherten zumindest »hinausgeschoben« werden, sagte der Vizevorsitzende der AOK Baden-Württemberg und Verhandlungsführer für die Rabattverträge, Christopher Hermann. Zum 1. April treten Rabattverträge mit den Herstellern für 80 weitere Wirkstoffe in Kraft. Dann werden zwei Drittel der Medikamente, die AOK-Versicherten verordnet werden, zu niedrigeren Preisen abgegeben.
Hermann warnte die Bundesregierung, in das Rabattvertragssystem einzugreifen. Er kritisierte den Plan von Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP), wonach Versicherte gegen Aufpreis in der Apotheke ein anderes Medikament verlangen können, als von ihrer Krankenkassen bezahlt wird. Bei Ausnahmen sei damit zu rechnen, dass der Einfluss der Pharmaindustrie auf die Apotheken wieder steige.
Seit 2007 können Krankenkassen mit Pharmaunternehmen direkt Rabatte aushandeln. Sie schreiben Wirkstoffe aus und entscheiden sich für den günstigsten Bieter. Die AOK habe jetzt 715 Verträge über 80 Wirkstoffe mit 39 Bietern oder Bietergemeinschaften abgeschlossen, sagte Hermann.
Die Generika-Industrie lehnt die Rabattverträge strikt ab. Stada-Chef Hartmut Retzlaff kritisierte, insbesondere die AOK habe bei den Verhandlungen ihre Marktmacht missbraucht und müsse stärker kontrolliert werden. Die AOK-Einkaufspolitik sei aber ein Auslaufmodell, da künftig mehrere Hersteller pro Wirkstoff zum Zuge kämen.
Auch die Techniker Krankenkasse hat neue Rabattverträge abgeschlossen und will so bis zu 100 Millionen Euro sparen. Betroffen sind 89 Wirkstoffe, für die der Patentschutz abgelaufen ist, teilte die TK am Dienstag in Hamburg mit. Die Rabatte gelten für mehr als 900 Medikamente von 23 Herstellern, darunter Präparate gegen Bluthochdruck, Depressionen oder Infektionskrankheiten.
Kommentar Seite 8
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.