Prime Time Theater

Freddie ist tot, es lebe Freddie

  • Lucía Tirado
  • Lesedauer: 3 Min.

An dieser Stelle muss es mal gesagt werden. Ahmed Ölgür hat den Einbürgerungstest in Karlsruhe bei der Folge 62 von »Gutes Wedding, schlechtes Wedding« (GWSW) nicht vergurkt. Er trug in den Fragebogen richtig Willy Brandt als deutschen Bundeskanzler von 1969 bis 1974 ein. Aber Heidi Schinkel, seine Angetraute sächsischen Ursprungs, wusste es natürlich wieder besser und schrieb Günter Guillaume da rein. Nun wurde ihr ein Westdeutsch-Trainingslager aufgebrummt. Da muss sie hin, sonst bekommt sie ihren deutschen Pass nicht.

Dort angekommen, stößt sie sich den Kopf und denkt, dass sie sich wieder in einem Trinkerlager für sozialistische Kinder in Hoyerswerda befindet. Das kann ja lustig werden, zumal ihr dort Dorfbulle Herrmann und »Vati« aus der westlichen Uckermark begegnen – aber erst in Folge 64. Im aktuellen GWSW-Stück Nr. 63 »Ärzte Hilfe« des prime time theaters bleibt man im Weddinger Kiez. Postbote Kalles geliebter Hund Freddie erschreckt sich am Nettelbeckplatz vor einem Edel-Pkw zu Tode. Eddie, der auf den Köter aufpassen sollte, sucht Hilfe bei Kiezschlampe Sabrina. Die weiß immer, was zu tun ist. Also fahren sie ins Tierheim, wo sie ein traumatisiertes Schwein erleben, dass immer bei dem Wort Schnitzel aufbrüllt. Aber sie finden dort auch einen Hund, den sie Kalle als Freddie unterjubeln können. Freddie ist tot, es lebe Freddie.

Ein serbischer Popstar muss indes in die »Würcho«-Klinik, weil er in Piroschkas Sonnenstudio Blasen schlug. Man vermutet eine Pandemie. Der griechische Frauenversteher Dr. Philantropolus behandelt in Wedding erst Eische und dann in London eine verstörte Sängerin, die eigentlich nur eine Brille braucht. In der heimischen Psychologen-Praxis lässt sich Philantropolus derweil durch Urologin Wiebke Oldenburg vertreten. Da geht Postbote Kalle gleich mal mit Freddie hin, weil ihm dessen Verhalten etwas komisch vorkommt. Überdies taucht der hoffnungslos selbstherrliche Prenzlwichser Claudio auf und klagt sein Leid. Außerdem gibt es bei Wedding-TV mit den Moderatoren Krone und Schmalz nun eine Wetterfee. Diesmal weiß sie zu berichten, dass mit dem Frühling die Zeit gekommen ist, in der in Wedding wieder illegales Grillen beginnt, in Prenzlberg die Allergiekinder weggesperrt werden, während in Charlottenburg Gefühlskälte anhält.

So ist die aktuelle Folge von kurzen Szenen geprägt, während man sieht, dass die Kulisse mit der Rückprojektion immer besser wird und diesmal schon Postbote Kalles Träume verriet. Schnell und gut spielen Constanze Behrends, Jenny Bins, Alexander Ther, Oliver Tautorat und Felicitas Vajna.

Fr.-Di., 20.15 Uhr, prime time theater, Müllerstr. 163, Eing. Burgsdorfstr., Wedding, Karten (10/7 Euro) am Tel.: 49 90 79 58, www.primetimetheater.de

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