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Stasi-Beauftragte wendet sich DDR-Heimen zu
Poppe sagt: Einiges sei bekannt über »unwürdige Behandlung und Gewalt« / Sie selbst war Hilfserzieherin
Eventuell von Missbrauch in DDR-Kinderheimen und Jugendwerkhöfen Betroffenen muss nach Auffassung der Stasi-Landesbeauftragten Ulrike Poppe möglichst schnell und umfassend geholfen werden. »Bisher ist einiges bekannt über unwürdige Behandlung und Gewalt«, sagte Poppe. Man könne nicht ausschließen, dass auch dort Kinder missbraucht wurden.
Poppe will sich als Ansprechpartnerin für Menschen zur Verfügung stellen, deren Kindheit und Jugend von den Erlebnissen und der Willkür in staatlichen Erziehungseinrichtungen geprägt wurde. Die Zahl geht bundesweit in die Hunderte, eine weit größere Dunkelziffer ist nach Expertenmeinung möglich.
»Wir werden uns dafür einsetzen, dass für diese Betroffenen eine Entschädigungsregelung gefunden wird«, sagte Poppe. Und es müsse dafür gesorgt werden, dass ihnen eine psychosoziale Betreuung angeboten werde. »Die Aufarbeitung der Zustände in Kinderheimen und Jugendwerkhöfen wird zu meinen Arbeitsfeldern gehören«, sagte Poppe, die seit März im Amt ist. Sie habe schon seit längerem vorgehabt, dieses Thema mehr in den Blick der Öffentlichkeit zu rücken. Es sei nun höchste Zeit, etwas mehr Licht in dieses dunkle Kapitel der DDR-Geschichte zu bringen. »Wer zum Beispiel den geschlossenen Jugendwerkhof Torgau erlebt hat, kommt auch als Erwachsener nicht mehr davon los«, betonte sie.
Die Stasi-Beauftragten der neuen Länder planen im Herbst eine Konferenz zu dem Thema in Thüringen. »Uns geht es vor allem um die Frage, welche Erfahrungen haben Kinder und Jugendliche in diesen Heimen gemacht und wie können wir ihnen helfen, diese Erfahrungen zu verarbeiten«, erläuterte Poppe. »Es gibt einiges, worüber bislang wenig gesprochen wurde.«
Poppe hatte selbst in den 1970er Jahren nach Abbruch ihres Studiums kurze Zeit als Hilfserzieherin in einem Durchgangsheim für Kinder und Jugendliche im Berliner Stadtteil Alt-Stralau gearbeitet. »Hier warteten die Kinder, bis die Jugendhilfe über ihren weiteren Verbleib entschieden hatte«, berichtete sie. »Die Fenster waren vergittert, die Insassen durften keinen persönlichen Gegenstand bei sich behalten. Und wer sich widersetzte, kam in eine Arrestzelle, die sich im Keller befand.« Das Reglement sei »militärisch streng« und es sei fast wie im Gefängnis gewesen.
»Aber wer hatte schon gewusst, wie es in solchen Heimen aussah? Und manche wollen das auch heute noch nicht hören.«
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