Tarzan-Gebrüll und Moonwalk nach dem Sieg
Jena peilt nach 3:0 in Dresden den Aufstieg an
René van Eck sieht aus wie Robinson Crusoe. Doch trotz langer Mähne und einem mehr als gewöhnungsbedürftigen Vollbart ist der Trainer des Drittligisten FC Carl Zeiss Jena auch im Auswärtsspiel bei Dynamo Dresden nicht gestrandet. Durch einen 3:0 (0:0)-Erfolg vor 29 000 Zuschauern bauten die Thüringer ihre Erfolgsserie auf nunmehr zwölf Spiele ohne Niederlage aus. Wie der neue Tabellenführer FC Erzgebirge Aue, der Holstein Kiel mit 3:1 bezwang, kann Jena somit von der Rückkehr in die 2. Liga träumen.
»Wir wollten aggressiv zur Sache gehen. Davon habe ich in der ersten Halbzeit aber fast nichts gesehen. Zum Glück hat uns Torhüter Carsten Nulle in einigen heißen Situationen gerettet. Ich habe das in der Pause kritisch angesprochen«, sagte der Niederländer van Eck. »Wie danach dann die Tore gefallen sind, spricht für unsere Qualität.« Die erzielten der Ex-Dresdner Sebastian Hähnge (59.) und Jens Truckenbrod (71.) sowie der schon nach einer halben Stunde für den verletzten Quido Lanzaat eingewechselte Patrick Amrhein (79.).
Den Sieg genossen nach dem Schlusspfiff die Gäste unterschiedlich. Van Eck brüllte beim Gang in die Kabine vor Freude wie Tarzan los, während seine Spieler gleich zweimal zur Fankurve liefen, wo 2500 Zeiss-Anhänger jubelten. Stürmer Orlando Smeekes zeigte dabei gekonnt den Moonwalk, den Tanzschritt, den einst Michael Jackson so berühmt gemacht hat. Abwehrspieler Carsten Sträßer feierte daneben mit Töchterchen Felicia Sophie auf den Schultern.
Für die Dresdner, die daheim letztmals vor 20 Jahren gegen Jena mit 0:4 verloren hatten, ging eine Serie von acht Heimsiegen in Folge zu Ende. Ausgerechnet vor der Saisonrekordkulisse der 3. Liga konnten die Sachsen ihren grandiosen Aufschwung in der Rückrunde nicht fortsetzen. »Vom Engagement und der Leidenschaft her konnten wir in der ersten Halbzeit an die letzten siegreichen Heimspiele anknüpfen. Was gefehlt hat, war ein Tor«, ärgerte sich Dynamo-Trainer Matthias Mauksch. »In der zweiten Hälfte sind wir durch individuelle Fehler gnadenlos bestraft worden. Das Spiel war im Hinblick auf die weitere Planung aber sehr aufschlussreich.« Für die Dresdner, die durch Robert Koch (9./Latte, 23.), Gerrit Müller (36.), Halil Savran (45.), Pavel Dobry (80.) und Markus Palionis (88./Latte) durchaus Chancen hatten, ist die Saison nun gelaufen.
Jena besitzt dagegen weiter die Möglichkeit, den Relegationsrang oder einen direkten Aufstiegsplatz zu erreichen. Die Voraussetzungen dafür sind vor dem Nachholspiel am Dienstag bei Bayern München II jedoch nicht die besten. Mittelfeldspieler Michael Gardawski handelte sich in Dresden eine Rote Karte (82.) ein. Der treffsichere Angreifer Orlando Smeekes (15 Tore) sah die fünfte Verwarnung und fehlt damit ebenfalls. Und Verteidiger Assani Lukimya hat für die kommende Saison einen Vertrag beim Zweitligisten Fortuna Düsseldorf unterschrieben.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.