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Die fantastischen Fünf holen Gold

Turnen: Erster Teamsieg der Männer in der 55-jährigen EM-Geschichte

  • Frank Thomas (dpa),
  • Lesedauer: 3 Min.

Birmingham

Erst zelebrierten sie im Jubel-knäuel den Siegestanz, dann schmetterten sie lautstark im Chor die Nationalhymne. Das deutsche Turnen hat am Samstag in Birmingham eine Sternstunde erlebt. Erstmals in der 55-jährigen Geschichte von Europameisterschaften gewann die von Fabian Hambüchen geführte Boy-Group die Teamentscheidung und sorgte für den ersten Mannschaftserfolg seit dem Olympiasieg der deutschen Riege 1936 in Berlin.

Nach einer tollen Energieleistung mit 18 Übungen ohne Absteiger brillierten die fantastischen Fünf mit hohen Schwierigkeiten und beeindruckender Sicherheit, so dass sich der klare Erfolg mit 266,150 Punkten vor Großbritannien (263,025) und Frankreich (260,100) schon früh abzeichnete. Da störte die deutschen Turner wenig, dass Titelverteidiger Russland wegen des Flugverbots und anschließenden Visaproblemen diesmal nicht dabei war.

»Wir haben auf dem Podest im Chor die Hymne gesungen. Das war Gänsehaut-Feeling. Mir wurde richtig warm ums Herz«, schilderte Fabian Hambüchen (Wetzlar) seine Gefühle nach seinem insgesamt sechsten EM-Titel. Erstmals stand er bei Titelkämpfen nicht allein im Mittelpunkt, sondern sah sich nur als ein Rädchen im großen Getriebe. »Wir haben als Mannschaft überzeugt«, strahlte er. Sogar noch mehr Punkte zum sensationellen Teamergebnis steuerte Marcel Nguyen (Unterhaching) bei. Der 22-Jährige hat im zurückliegenden Winter den größten Sprung nach vorn gemacht, was nicht nur seine Finalteilnahmen am Sprung, am Boden und den Ringen belegten.

Auch Philipp Boy (Cottbus), Matthias Fahrig (Halle) und Routinier Eugen Spiridonov (Bous) holten alles aus sich heraus. »Einen Wettkampf ohne einen Fehler habe ich noch nie erlebt«, freute sich der Cottbuser Boy.

Hambüchen, der am Sonntag (nach Redaktionschluss) noch die Chance hatte, zum vierten Mal EM-Gold am Reck zu holen, scherzte mit dem 28-jährigen Spiridonov und schlug ihm auf die Schulter: »Na, alter Mann, hast es wieder mal geschafft. Deine Hände sind blutig? So muss es sein.« Zurückhaltend räumte der Leitwolf ein, sich durch den Stress in vergangenen Jahren zuletzt etwas »leer gefühlt« zu haben. »Die Fußverletzung vor den WM in London war ein Warnsignal, künftig etwas kürzer zu treten.«

Cheftrainer Andreas Hirsch nahm glückselig seine Schützlinge in die Arme. »Jeder hat sich in den Dienst der Mannschaft gestellt. Dieses Wir-Gefühl hat uns vorangetrieben«, meinte er. Für DTB-Sportdirektor Wolfgang Willam war »die Sternstunde« ein Beleg, dass die Deutschen auch bei den Olympischen Spielen 2012 in London Einiges reißen können. DTB-Präsident Rainer Brechtken spielte auf die Abwesenheit der Russen an: »Sie hätten es heute gegen uns sehr schwer gehabt.«

Bis auf den Boden steigerte sich die deutsche Riege an jedem Gerät und turnte fast drei Punkte besser als tags zuvor. Schon nach dem zweiten Gerät an der Spitze liegend, baute sie den Vorsprung immer weiter aus, so dass sie mit beruhigendem Vorsprung von 4,725 Punkten ans Zittergerät Pauschenpferd gehen konnten, wo jede Übung mit stürmischem Jubel gefeiert wurde.

Zum Auftakt der Gerätefinals am Sonntag krönte der Hallenser Matthias Fahrig seinen EM-Auftritt mit dem erstmaligen Titelgewinn am Boden. Mit der schwierigsten Übung aller Konkurrenten setzte sich der 24-jährige Hallenser souverän durch. Anschließend erturnte er sich die Silbermedaille beim Sprung. Marcel Nguyen wurde Dritter am Boden und Sechster an den Ringen, wo Fabian Hambüchen nur Achter wurde. Die Finals dauerten bei Redaktionsschluss an. Resultate Seite 19

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