Kopf an Kopf

Schach-WM: Topalow lässt Anand grübeln

  • Dagobert Kohlmeyer, Sofia
  • Lesedauer: 2 Min.

Im achten Spiel des WM-Matchs in der bulgarischen Hauptstadt Sofia wollte Wesselin Topalow gestern den Ausgleich erzielen. Mit den weißen Figuren erarbeitete sich der einheimische Herausforderer gegen Titelverteidiger Viswanathan Anand aus Indien im Spielverlauf große Stellungsvorteile. Im 28. Zug allerdings unterlief Topalow ein ungenaues Läufermanöver, so dass die schwarze Position wieder verteidigungsfähig schien.

Anand vertraute wieder der soliden Slawischen Verteidigung, doch schon bald übernahm Topalow die Initiative in der Partie. Schnell hatte er Raumvorteil und drückte die schwarzen Steine des Champions an die Wand. Nachdem er einen Bauern gewonnen hatte, zwang er Anand in ein ungünstigeres Endspiel, das bei Redaktionsschluss noch andauerte.

Am Tag zuvor hatte sich Topalow auch mit Schwarz von seiner aggressiven Seite gezeigt. Der Bulgare steckte im 7. Spiel schon früh eine Figur ins Geschäft, um den Gegner besser zu attackieren. Dreist schob er seine Bauern im Zentrum nach vorn und drängte Anand in die Verteidigung. Selten hat man den Tiger von Madras so lange grübeln gesehen, wie an den vergangenen beiden Tagen. Es kommt häufig vor, dass Topalow erst in der zweiten Hälfte eines Turniers oder Matches zur besten Form aufläuft – bei einem Punkt Rückstand nach der siebten Partie muss er das auch.

In Sofia ist heute Ruhetag. Ab morgen wird noch viermal mit normaler Bedenkzeit gespielt. Ein Partieverlust von Topalow würde seinen WM-Ambitionen schaden. Danach sah es aber zuletzt nicht aus. Bei der WM 2008 in Bonn konnte Kramnik gegen Anand einen Rückstand von drei Punkten nicht mehr aufholen. Ex-Weltmeister Karpow, der das hiesige Match besuchte, sagte ND: »Ich denke, 16 Partien für einen WM-Kampf wären optimal.«

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