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Ein anklagender Aufschrei
Ein Tagebuch aus Bergen-Belsen – von Hanna Lévy-Hass
Das Toben der Shoah im deutsch-besetzten Jugoslawien ist bislang selten beschrieben worden. Die Mutter der berühmten Journalistin Amira Hass berichtet darüber.
Geboren 1913 in Sarajevo, entwickelte Hanna Lévy-Hass wie die meisten Juden im Jugoslawien der Zwischenkriegszeit eine deutliche Identifikation mit dem ja erst in Folge des Ersten Weltkrieges entstandenen neuen Staat. Sie schloss sich der sozialistischen Linken ihres Landes an und landete nach der Besetzung durch die Wehrmacht zwangläufig im Widerstand. 1944 wurde sie von den Nazis ins Konzentrationslager Bergen-Belsen in der Lüneburger Heide verschleppt. Dort gelang es ihr, ein Tagebuch zu führen, das jetzt wieder auf Deutsch erhältlich ist, nachdem es 30 Jahre vergriffen war. Ihre Tochter hat es nach dem Tode ihrer Mutter in einer überarbeiteten Übersetzung neu herausgegeben.
Dem Dokument des Grauens und des intellektuellen Widerstandes gegen die Verbrechen an den Lagerinsassen, das ein einziger anklagender Aufschrei gegen die Unmenschlichkeit ist, wurden für die wichtige Neuausgabe eine biografische Einleitung und ein Nachwort ihrer Tochter über ihre Eltern sowie ein informativer kurzer Essay von Emil Kerenji über »Die jugoslawischen Welten der Hanna Lévy-Haas« beigefügt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte sich die aus dem Konzentrationslager schwer traumatisiert Zurückgekehrte in der sozialistischen Republik Jugoslawien bis zu Titos Bruch mit Stalin nicht in der Heroisierung des Widerstandes der Partisanen wiederfinden, die keinen Platz für die Trauer und das Andenken an die in den Lagern umgebrachten Juden ließ. Sie wanderte nach Israel aus, was sie eigentlich nicht vorgehabt hatte, und blieb dort rastlos, immer wieder auswandernd, letztlich ohne Heimat.
Hanna Lévy-Hass: Tagebuch aus Bergen-Belsen 1944-1945. Hg. v. Amira Hass. C.H. Beck, München. 158 S., br., 12,95 €.
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