8. Mai nicht nazifrei
Aufmärsche und rechte Gewalt am Wochenende
Wiesbaden/München/Güstrow/ Demmin (ND-Öfinger/Agenturen). Gegen einen Aufmarsch der NPD-Jugendorganisation JN demonstrierten am Samstag im Wiesbadener Stadtteil Erbenheim mehrere tausend Menschen. 2500 Polizisten aus verschiedenen Bundesländern trennten dabei die Demonstranten von den rund 150 Neonazis, die aus Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg angereist waren und in den Mittagsstunden durch den nahezu ausgestorben wirkenden Erbenheimer Ortskern marschierten. Hauptredner der JN-Kundgebung war der NPD-Fraktionschef im Schweriner Landtag, Udo Pastörs, der zwei Tage zuvor wegen Volksverhetzung zu einer Bewährungsstrafe und einer Geldbuße verurteilt worden war. Dass die JN ausgerechnet für den 8. Mai in Wiesbaden eine Demonstration anmeldeten, hatte eine breite Gegenbewegung ausgelöst und ein Aktionsbündnis entstehen lassen, das DGB-Gewerkschaften, Parteien, Kirchen und zahlreiche Organisationen und Initiativen umfasste.
In der Nacht zum Freitag hatten Unbekannte mit Pflastersteinen Scheiben des linken Szenetreffs »Café Klatsch« in Wiesbaden zerstört. Nach Angaben des Cafébetreibers habe einer den Kopf eines dort Tätigen nur um wenige Zentimeter verfehlt. Die Steine seien mit JN-Aufklebern umwickelt gewesen.
Zu einem Friedensfest der IG Metall gegen einen NPD-Aufmarsch am Samstagabend im vorpommerschen Demmin kamen nur 20 Menschen, während die NPD nach Polizeiangaben rund 250 Menschen auf die Straße brachte. Rund 40 Menschen protestierten im Hafengebiet von Demmin gegen die Nazis. In München kamen gegen einen Naziaufmarsch rund 1000 Demonstranten zusammen. Die rund 80 Nazis, die sich anlässlich des 65. Jahrestags des Kriegsendes im Stadtteil Fürstenried versammelt hatten, wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen. Gegendemonstranten empfingen sie zuvor mit lauten Pfiffen und Protestrufen und versuchten, die Marschroute zu blockieren.
Im mecklenburgischen Güstrow sind in der Nacht zu Samstag Anschläge auf Büros der SPD und der LINKEN verübt worden. Dabei wurden die Fensterscheiben eingeworfen und rechtsgerichtete Parolen wie »8. Mai Befreiungslüge« auf die Wände geschmiert, teilte die Polizei in Rostock mit. Zudem seien in der Güstrower Innenstadt sechs beieinander liegende »Stolpersteine«, mit denen an den letzten Wohnort deportierter und ermordeter Juden erinnert wird, beschmiert worden. Der Staatsschutz ermittelt.
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