Dänen-Coup ernüchtert das deutsche Team

Perfekter Start in die Eishockey-Heimweltmeisterschaft auf Schalke / Doch »Abstiegsrivale« siegt gegen Finnland

  • Christian Hollmann und Florian Lütticke, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Weltrekord-Rausch wirkt nach, doch für die WM-Mission der deutschen Puckjäger ist das Eis noch immer hauchdünn. »Ein Spiel macht noch keine gute WM«, warnte Kapitän Marcel Goc nach den Glücksmomenten der 2:1-Auftaktsause gegen die USA. Schon gegen die angeknockten Finnen wird sich heute zeigen, wie weit die von 77 803 Fans »auf Schalke« gestartete Euphoriewelle den WM-Gastgeber tragen kann.

Vor allem der völlig unerwartete 4:1-Erfolg des letzten Vorrundengegners Dänemark gegen Finnland sorgte am Tag nach der gigantischen Eröffnungsfete für erste Ernüchterung im Lager des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB). Der vermeintlich ärgste Rivale im Kampf gegen die Abstiegsrunde steht damit nach dem ersten Spieltag sogar besser da als die DEB-Auswahl. »Du musst nicht nur ein Spiel gewinnen, du musst das richtige Spiel gewinnen«, erklärte Bundestrainer Uwe Krupp. »Die Realität ist knüppelhart für uns. Wir kämpfen ums Überleben. Unser Ziel hat sich nicht geändert.«

Dennoch hat der perfekte Start in die Heim-WM die Hoffnungen auf ein deutsches Eishockey-Märchen befeuert. Die rappelvolle Arena in Gelsenkirchen tobte. »So etwas werden wir nie wieder erleben. Ich bin froh, dabei gewesen zu sein«, sagte Michael Wolf, der mit dem ersten Turniertor die Überraschung gegen den Olympiazweiten USA eingeleitet hatte.

»Das war Gänsehaut pur. Die Nationalhymne, die Welle mit den Fans. Das ist unvergesslich«, schwärmte der überragende Torwart Dennis Endras, der nun gegen Finnland geschont wird. Seinen Platz nimmt Rob Zepp ein. Der Rest des Teams bleibt unverändert. »Wir sind alle überglücklich. Wir müssen die Erfahrung mitnehmen«, meinte Felix Schütz. Sein Siegtor nach nur 21 Verlängerungssekunden hatte Deutschland den ersten WM-Erfolg seit 17 Jahren gegen die Amerikaner beschert. Der Eishockey-Weltverband sprach auf seiner Internetseite vom »Wunder auf Schalke«.

»Das nächste Spiel nach so einem emotionalen Erlebnis ist immer schwierig«, so Krupp. Die zwei Punkte vom Freitagabend sind wertlos, wenn die verbleibenden Gruppenspiele in Köln gegen Finnland und vor allem gegen Dänemark verloren werden.

Doch mit dem Selbstvertrauen des Auftaktsieges wollen die Deutschen nun die taumelnden Finnen ärgern. »Wir haben gesehen, dass die nicht unschlagbar sind«, sagte Marcel Goc. »Wir müssen an unserem System nichts ändern. Wir haben gesehen, dass es funktioniert«, befand der NHL-Torjäger von den Nashville Predators.

Gegen Finnland sah die DEB-Auswahl allerdings zuletzt fast immer schlecht aus. Der letzte Sieg bei einer WM datiert aus dem Jahr 1993, ein 3:1 in Dortmund. Bei Olympia in Vancouver setzte es im Februar ein 0:5. Die Blamage gegen Dänemark dürfte die Finnen zusätzlich anstacheln. »Das wird eine ziemlich heiße Sache. Jetzt zählt jedes Spiel«, sagte Kapitän Sami Kapanen. »Wir müssen gegen Deutschland zeigen, dass wir Eishockey spielen können«, forderte Trainer Jukka Jalonen.

Gruppe A

Belarus - Kasachstan n. Red.
Slowakei - Russland n. Red.

Gruppe B

Kanada - Italien 5:1 (2:1, 2:0, 1:0)
Schweiz - Lettland 3:1 (1:0, 1:0, 1:1)

Gruppe C

Tschechien - Frankreich n. Red.
Norwegen - Schweden n. Red.

Gruppe D

USA - Deutschland 1:2 n.V. (0:0, 0:1, 1:0)
Finnland - Dänemark 1:4 (1:2, 0:1, 0:1)

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