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Ehrfurcht vor dem Erzrivalen

Bayern München und Werder Bremen schlagen vor dem Pokalfinale ungewohnt leise Töne an

  • Tom Häberlein, Andreas Frank und Jana Lange, SID
  • Lesedauer: 3 Min.

Komplimente statt Giftpfeile, Respekt statt Verunglimpfung – ohne die im zweiten Glied verschwundenen Scharfmacher Uli Hoeneß und Willi Lemke geht es vor dem Pokalfinale zwischen den Erzrivalen Werder Bremen und Bayern München gesitteter zu denn je. »Die Bremer haben zurzeit einen Lauf und können jedes Team schlagen«, sagt Bayern-Torjäger Ivica Olic vor dem heutigen Nord-Süd-Gipfel im Berliner Olympiastadion fast ehrfurchtsvoll. Und auch Nationalspieler Philipp Lahm ist sich sicher: »Das wird ein schwieriges Spiel.«

Was natürlich auch für den Cup-Verteidiger von der Weser gilt, der sich laut Klubchef Klaus Allofs »als Außenseiter, aber nicht als klarer Außenseiter« fühlt. Denn dass sich die Münchner – Triple hin, Triple her – im Hinblick auf das Endspiel in der Champions League eine Woche später in Madrid gegen Inter Mailand schonen werden, daran glaubt bei den Hanseaten niemand. Torhüter Tim Wiese: »Die Bayern werden ganz bestimmt Vollgas geben.«

Und da zum Jubiläum – seit 25 Jahren wird in Berlin der Pokalsieger ermittelt – die beiden offensivstärksten Formationen der Liga aufeinandertreffen, werden Wiese und sein Nationalmannschafts-Konkurrent Hans-Jörg Butt im Fokus der 72 954 Zuschauer in der ausverkauften Arena stehen. Doch ausgerechnet Wiese spielt das pikante Kräftemessen herunter. »Ein Pokalendspiel ist kein Duell um das Nationaltor«, behauptet der 28-Jährige, der sich nach dem Bundesliga-Finale noch über eine fehlende Lobby beklagt hatte.

Bayern-Trainer Louis van Gaal freut sich auf die Pokalatmosphäre in Berlin. »Der Pokal hat hier wohl einen höheren Stellenwert als in anderen Ländern. Ich habe schon in Spanien und Holland den Cup gewonnen, das möchte ich jetzt auch in Deutschland schaffen«, sagte der Niederländer. Sein Bremer Kollege Thomas Schaaf hält naturgemäß dagegen: »Meine Mannschaft freut sich riesig auf das Endspiel und möchte es natürlich auch gewinnen.«

Reizvoll für das Publikum wird auch der Vergleich im Mittelfeld zwischen Bastian Schweinsteiger und dem von Bundestrainer Joachim Löw aufs Altenteil abgeschobenen Bremer Torsten Frings sein. Der 33 Jahre alte Routinier kommt seit Wochen immer besser in Schwung und hatte maßgeblichen Anteil daran, dass die Norddeutschen noch bis auf den dritten Platz der Bundesliga vorstießen und damit die Chance auf eine Teilnahme an der Champions League wahrten.

Als einziger Bremer trug der langmähnige Kapitän schon vor elf Jahren das grün-weiße Trikot, als der SV Werder als beinahe abgestiegener Außenseiter zum ersten und bislang einzigen Mal im DFB-Pokal gegen den Rekordmeister triumphierte und sich die Trophäe im Elfmeterschießen sicherte. Eine süße Erinnerung: »Es gibt nichts Schöneres als einen Pokalsieg gegen die Bayern. Zwar auch nichts Schwereres, aber eben auch nichts Schöneres.«

Duisburg gegen Jena klarer Favorit

Neuer Spielort, neuer Pokal, neue Chance: Die Fußballerinnen fiebern dem ersten eigenständigen DFB-Pokalfinale seit 1983 entgegen. Das ebenfalls heute ausgetragene Endspiel zwischen dem Titelverteidiger FCR Duisburg und USV Jena in Köln beendet die Ära als Vorspiel des Männerfinals und bildet 13 Monate vor der Heim-WM für alle Beteiligten eine Reifeprüfung.

»Die Fußballerinnen haben es sich mit ihren zahlreichen Erfolgen verdient, endlich allein im Fokus der Öffentlichkeit zu stehen«, sagt DFB-Präsident Theo Zwanziger. Die Resonanz in Köln stimmt zuversichtlich: Saßen zum Anpfiff des letzten Finales in Berlin zwischen Duisburg und Turbine Potsdam (7:0) gerade einmal 2000 Zuschauer im Olympiastadion, werden heute etwa 25 000 Fans erwartet. Damit würde die Premiere in Köln sogleich ein Europarekord für ein nationales Frauen-Vereinsspiel. Die alte Bestmarke (24 582) datiert vom FA-Cup-Finale am 5. Mai 2008 zwischen dem FC Arsenal und Leeds United.

Die Rollenverteilung ist jedenfalls klar. Vizemeister Duisburg ist haushoher Favorit gegenüber den Thüringerinnen, die die Saison als Tabellenachte abschlossen. Beide Mannschaften können wohl in Bestbesetzung antreten. So wie es sich für eine Premiere gehört.

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