Otto Neururer
Seine Festigkeit im Glauben und sein Opfer gelten als ein Beispiel für modernes christliches Märtyrertum. Otto Neururer (Foto: www.doew.at)gehört zu jenen katholischen Priestern, die ihren Widerstand gegen die Nazis mit dem Leben bezahlten. Er kam über Dachau nach Buchenwald, wo er vor 70 Jahren im berüchtigten Bunker zu Tode gequält wurde. .
Geboren am 25. März 1882 als zwölftes Kind einer armen Landfamilie in Pillar im Ober- inntal in Tirol, erhielt der begabte Junge im Knabenkonvikt Vinzentinum in Brixen eine gründliche Bildung. Anschließend besuchte er das Priesterseminar. Am 29. Juni 1907 wurde er im Dom von Brixen zum Priester geweiht. 1932 ernannte man ihn zum Pfarrer von St. Peter und Paul in der Gemeinde Götzens bei Innsbruck. Die Kirche von Götzens, die wohl schönste Rokokolandkirche Österreichs, gehörte zur Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch. Deren Administrator Paulus Rusch war damals der jüngste Bischof der katholischen Kirche und ein scharfer Gegner des Nazis. In den Folgejahren kollidierte auch Neururer mit den Hitler-Anhängern. Er warnte die Gläubigen vor den Gefahren der »Bewegung«. Als Neururer allerdings eine junge Frau nach dem Anschluss Österreichs davon abbrachte, einen geschiedenen Nazi zu heiraten, der zudem noch mit dem Gauleiter befreundet war, rächte sich der Abgewiesene mit einer Anzeige. Der Priester wurde 1938 »wegen Verhinderung einer deutschen Ehe« inhaftiert, verhört und dann als Schutzhäftling ins KZ Dachau verbracht. Aus der Lagerkartei des KZ Buchenwald geht seine Aufnahme für den 6. Januar 1940 hervor. Auch hier lebte er seinen Glauben und war Mithäftlingen Helfer in der Not. Doch als er einen Berliner Mithäftling auf dessen Wunsch hin nach heimlichem Unterricht auch taufte, rächte sich die Lagerleitung mit der Einweisung in den Bunker zur »Sonderbehandlung«. Neururer verstarb zwei Tage darauf, am 30. Mai 1940, unter großen Qualen.
Die Untersuchungen zur Seligsprechung Neururers dauerten 14 Jahre und füllen elf Bände. Erst am 11. Januar 1996 erklärte der Papst Johannes Paul II., dass das Märtyrertum des Pfarrers erwiesen ist.
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