»Die Jungen sollen auch spielen«

Hansi Kreische über seinen Job als Chefscout bei RB Leipzig

  • Lesedauer: 2 Min.
Am Wochenende trifft RB Leipzig im Zentralstadion auf den FC Sachsen Leipzig – eines von sechs Leipziger Stadtderbys in der NOFV-Oberliga Süd, in der auch noch der 1. FC Lok Leipzig spielt. Das Match ist das vorerst letzte Aufeinandertreffen in Liga fünf, denn »Rasen Ballsport Leipzig«, der vom Red-Bull-Milliardär Dietrich Mateschitz gesponserte Fußballklub, steht als Aufsteiger in die Regionalliga fest. Seit dem 1. April arbeitet HANS-JÜRGEN KREISCHE als Chefscout für RB. ND sprach mit dem 62-Jährigen, der 50 Mal in der DDR-Elf spielte (25 Tore) und 1972 Bronze bei Olympia gewann. Vor dem Engagement in Leipzig arbeitete er als Scout beim Hamburger SV.

ND: Herr Kreische, die meisten kennen Sie als Dynamo-Fußballer in Dresden. Haben Sie gezögert, als das Angebot kam, in Leipzig zu arbeiten?
Kreische: Nein, denn es lag nahe. Dietmar Beiersdorfer ist seit 2009 der Fußballchef bei Red Bull, er hat mich 2003 zur Scouting-Abteilung des Hamburger SV geholt, als er dort Sportdirektor geworden ist. Das war für mich die Chance, weiter im Fußball zu arbeiten. Denn ich mache mir nichts vor: Ich bin zwar Fußballlehrer, trotzdem ist es schwer für jemanden aus dem Osten, eine Mannschaft zu trainieren, mit der man etwas bewegen kann. Nun hat er mir die Stelle in Leipzig angeboten, wo ich hauptverantwortlich Strukturen aufbauen soll. Ich habe keine Sekunde gezögert.

Sie halten jetzt für einen Viertligisten nach geeigneten Spielern Ausschau. Eine ganz andere Arbeit als in der Bundesliga?
Für den HSV war ich hauptsächlich für Spieler aus Tschechien und aus dem Osten Deutschlands zuständig. Ich habe einige U20-Weltmeisterschaften besucht und auch mehrere Male den Afrika-Cup. Für RB Leipzig muss ich eine Mannschaft zusammenstellen, die gemäß DFB-Statuten wenigstens vier U23–Spieler im Kader hat. Und nach meiner Ansicht sollen die nicht nur auf dem Spielberichtsbogen stehen, sondern möglichst auch spielen. Das heißt, ich gucke wieder mehr in der Region nach guten Leuten. Das macht mir wirklich Riesenspaß. Und irgendwann werden wir sicher auch wieder international arbeiten.

Es heißt, Sponsor Red Bull will mit RB Leipzig in die erste Bundesliga und dafür bis zu 100 Millionen Euro investieren. Wird RB durch die Regionalliga so »spazieren« wie durch die Oberliga?
Liga vier wird eine schwierige Kiste, mit all den Traditionsmannschaften aus dem Osten: Chemnitzer FC, Hallescher FC oder 1. FC Magdeburg und guten zweiten Mannschaften großer Klubs. Die Mischung im Team muss stimmen.

Bisher waren Leipziger Fußballfans entweder »Chemiker« oder »Lokisten«. Wo soll RB da noch seine Fans hernehmen?
Viele Leute, die ich treffe, freuen sich über RB. Sie finden, dass es eine Riesenchance für Leipzig ist, gerade, weil sich in den Jahren nach der Wende so vieles falsch entwickelt hatte – und das in einer Stadt mit so einem Stadion! Nur wenn das Sportliche stimmt, kann man auch die Leute anlocken, und zwar viel mehr, als das jetzt am Anfang der Fall sein wird. Die beiden anderen Leipziger Klubs wissen, dass man in Zukunft sicherlich einiges zusammen erreichen kann. Es kann ein Geben und Nehmen sein.

Gespräch: Jirka Grahl

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -