Lahm und Neuer führen DFB-Elf zur WM
Bundestrainer Joachim Löw klärt vor Testspiel gegen Ungarn erwartungsgemäß Kapitänsrolle und Torwartfrage
Jens Mende, dpa
Philipp Lahm wird die deutsche Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft als Kapitän anführen, und Manuel Neuer steht in Südafrika im Tor. Einen Tag vor dem heutigen vorletzten WM-Test der DFB-Auswahl in Budapest gegen Ungarn verkündete Joachim Löw im Trainingslager in Südtirol diese zwei erwarteten zentralen Personalentscheidungen.
»Philipp Lahm hat in unserem Kreis immer ganz klar und deutlich seine Meinung geäußert«, sagte Löw über den 26-Jährigen, der nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Michael Ballack der jüngste deutsche WM-Kapitän überhaupt sein wird. Der Bundestrainer sieht in dem Münchner Abwehrspieler einen ganz wichtigen Ansprechpartner: »Ich weiß, dass das Feedback von Philipp offen und ehrlich ist.«
Die Entscheidung für den 24-jährigen Schalker Neuer sei »sehr, sehr eng« gewesen, berichtete Torwarttrainer Andreas Köpke. »Nach längeren Diskussionen haben wir entschieden, dass wir mit Manuel in die WM gehen. Er hat eine sehr, sehr gute Saison bei Schalke gespielt«, begründete Köpke das Votum für U21-Europameister Neuer als neuer Nummer 1 für den verletzt ausgefallenen Leverkusener René Adler. Auf Neuer wartet gegen Ungarn die erste Bewährung.
Der Bremer Tim Wiese, der die für ihn enttäuschende Entscheidung laut Köpke »sportlich« aufnahm, wird als Nummer 2 nach Südafrika reisen. Der am Freitag 36 Jahre alt gewordene Münchner Double-Gewinner Hans-Jörg Butt ist wie schon bei der Endrunde 2002 in Japan und Südkorea lediglich die Nummer 3.
Löw berief unter anderen Lahms Mannschaftskollegen Bastian Schweinsteiger in den fünfköpfigen Mannschaftsrat. Dem 25-Jährigen kommt eine Schlüsselrolle zu: Er ist auch neuer Vize-Kapitän und soll auf dem Platz die Rolle von Leitwolf Ballack übernehmen, betonte Löw: »Bastian sehe ich in seiner jetzt erweiterten Rolle als den emotionalen Leader. Er ist ein Motor für die Mannschaft.«
Lahm und Schweinsteiger werden allerdings am Samstag (20 Uhr/ZDF) beim vorletzten Länderspiel vor der WM in Ungarn noch nicht das Kommando übernehmen. Das Führungsduo wird ebenso wie seine Münchner Vereinskollegen Thomas Müller und Butt gar nicht mit nach Budapest reisen. »Ich habe den Mut, diese Spieler nicht einzusetzen. Ich möchte, dass sie in den nächsten Wochen eine Topform abrufen können«, begründete Löw. Statt Einspielen der WM-Elf wird gegen Ungarn experimentiert, unter anderem soll der Hamburger Marcell Jansen einen Härtetest nach seiner Fußverletzung absolvieren.
Anstelle von Lahm wird Miroslav Klose in Budapest das Team als Kapitän anführen. Auch der 94-malige Nationalspieler wäre ein »berechtigter Kandidat« für das Amt gewesen, sagte Löw. Aber Klose soll sich nach einer schwachen Saison bei Bayern ganz auf seine Leistung konzentrieren. Auch ohne die Leistungsträger Lahm und Schweinsteiger will Löw das Länderspiel gegen Ungarn »seriös« angehen und gewinnen. Das Einspielen der WM-Formation werde »hauptsächlich über das Training stattfinden müssen« sowie bei der Generalprobe am 3. Juni in Frankfurt gegen Bosnien-Herzegowina.
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