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Gaza-Helfer
Filippo Grandi hat sich, besonders in den letzten Wochen, unbeliebt gemacht bei der israelischen Regierung und allen, die deren Gaza-Politik unterstützen. Grandi ist seit Januar Commissioner-General (Chef) des UNRWA, das ist das Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge der Vereinten Nationen. Er sagt, an Israel gerichtet, dass seine Behörde über alle notwendigen Mittel verfüge, um Einfuhren nach Gaza zu kontrollieren. »Wir haben den Israelis angeboten, dass sie dies überprüfen können, und wenn sie wollen, gebe ich ihnen alle Garantien der Welt.« Man habe nur ein Problem: »Man hindert uns, zu importieren.« Das war am 18. Mai. Eine Antwort, geschweige denn eine positive, hat Grandi nicht erhalten, dafür Unterstellungen wie politische Naivität, Verantwortungslosigkeit oder gar Antisemitismus, vornehmlich gegen das UNRWA als Behörde.
Das eine ist so abwegig wie das andere. Grandi selbst ist ein italienischer Spitzendiplomat, der seit nunmehr 26 Jahren vor allem für UN-Organisationen gearbeitet hat, ohne dass er sich dabei jemals dem Vorwurf inkorrekter Parteilichkeit ausgesetzt sah. Bevor er den Posten als Chef des UNRWA erhielt, war er bereits seit 2005 stellvertretender Leiter der Mission. Die Stationen seiner Tätigkeiten seit Anfang der 90er Jahre lesen sich wie eine Chronologie der Kriege und Krisen der vergangenen 20 Jahre im afrikanisch-asiatischen Raum: Sudan, Afghanistan, Irak, Liberia, Ruanda Burundi, Kongo (Kinshasa) ... Dort war er jeweils für das UN-Flüchtlingshilfswerk tätig.
Grandi studierte in Mailand und Rom Moderne Geschichte und Philosophie. In seiner Antrittsrede beim UNRWA erklärte er, den Chefposten bei der Organisation betrachte er nicht als persönliche Würdigung, sondern als Auftrag, für die palästinensischen Flüchtlinge zu wirken. Er sei sich bewusst, dass das Unrecht ihnen gegenüber nun bereits über sechs Dekaden andauere.
Der Italiener wird von seinem Umfeld als exzellenter Manager beschrieben, und er hat auch bereits geäußert, dass das UNRWA dringend modernerer Strukturen bedürfe. An der Tatsache, dass sich an dessen höchst wichtigem humanitären und politischen Auftrag dabei aber nichts ändern werde, lässt Grandi indes keine Zweifel.
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