Riesensause der Kieler
Handball: Männerteam des THW zum 16. Mal deutscher Meister
Sie reckten die Silberschale in die Höhe, tanzten durch die Halle und übergossen sich nach bayrischer Tradition mit Weißbier: Nach einem ausgelassenen Partystart eilten die Handballer des THW Kiel mit dem 16. deutschen Meistertitel im Gepäck per Charterflug zur großen Sause in die Heimat. Im fränkischen Aschaffenburg hatte der Rekordmeister am Sonnabend eine Woche nach dem Champions-League-Sieg den sechsten Titelgewinn in Serie perfekt gemacht und und krönte damit eine außergewöhnliche Saison. »Ich kapiere das erst, wenn ich eine Woche auf der Terrasse zu Hause gesessen habe«, sagte Kiels isländischer Meistertrainer Alfred Gislason, der eine heftige Bierdusche über sich ergehen lassen musste.
Hamburg »zweiter Sieger«
Mit 27:24 (14:9) hatte der THW Kiel am letzten Bundesliga-Spieltag beim TV Großwallstadt gewonnen und dadurch den norddeutschen Rivalen HSV Hamburg mit einem Punkt Vorsprung auf Platz zwei verwiesen. Der DHB- Pokalsieger aus Hamburg, der über weite Strecken der Saison die Tabelle angeführt hatte, kam zu einem 35:25 (18:13)-Sieg bei HBW Balingen-Weilstetten. »Die Freude ist unglaublich. Dass wir das noch gebogen haben, ist unglaublich«, strahlte Kiels Linksaußen Dominik Klein und kündigte eine riesige Fete mit den Tausenden Fans auf dem Kieler Rathausplatz an.
Bedröppelte Mienen dagegen bei den Hamburgern, die die hervorragende Chance auf den Premierentitel durch eine 31:33-Heimniederlage vor zwei Wochen gegen Kiel vergeben hatten. »Der THW hat in einer spannenden Saison mit vielen Highlights das besser Ende für sich gehabt. Wir haben die beste Saison gespielt, die der HSV jemals hat. Aber letztlich ist es schade, dass wir nicht deutscher Meister geworden sind«, gab Hamburgs Trainer Martin Schwalb zu. Und Nationalspieler Torsten Jansen befand: »So ist das im Sport: Wir sind zweiter Sieger.«
Dritter deutscher Champions-League-Starter ist die SG Flensburg-Handewitt, die beim TSV Hannover-Burgdorf mit 34:29 (20:14) siegte. Insgesamt stellt die Bundesliga kommende Saison acht Europacup-Teilnehmer.
Die Rhein-Neckar Löwen können sich als Vierter nach einem 36:27 (17:17) gegen die HSG Wetzlar über ein Wildcard-Turnier für die »Königsklasse« qualifizieren. Sollte dies nicht glücken, würden die »Löwen« als unterlegener DHB-Pokalfinalist im Europacup der Pokalsieger spielen. Als Titelverteidiger tritt der VfL Gummersbach in diesem Wettbewerb an.
Traum der Füchse platzte
Die Gummersbacher gewannen gegen die Reinickendorfer Füchse aus Berlin mit 29:27 (14:13) und verdarben den Hauptstädtern damit den Weg zur ersten Europacupteilnahme. Stattdessen spielt Großwallstadt als Achter dank der um einen Treffer besseren Tordifferenz gegenüber Berlin neben Cupverteidiger Lemgo und Frisch Auf Göppingen im EHF-Cup.
Ein Tor mehr für die Berliner hätte immerhin zwei Entscheidungsspiele gebracht. Fast die gesamte Saison hatten die Füchse auf dem neunten Rang verbracht, und im Saisonendspurt geriet Großwallstadt auf dem achten Platz, aber wieder in Reichweite. »Wenn die Chance auf eine Europapokalteilnahme so nah ist, dann beginnt man natürlich davon zu träumen«, sagte der wegen seiner Aktivitäten für den privaten Sportwettanbieter Digibet in die Kritik geratene Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning, der künftig seine Geschäftsbeziehungen zu Digibet ruhen lassen muss. Das hatte letzte Woche der HBL-Aufsichtsrat beschlossen.
Auch Dagur Sigurdsson, seit einem Jahr Trainer in Berlin, war die Enttäuschung über den geplatzten Traum vom Europapokalstart anzumerken. »Mit einer Qualifikation für den Europapokal wären wir für eine tolle Saison belohnt worden. Doch im Großen und Ganzen können wir zufrieden sein. Es war eine schwierige Saison, und wir können stolz auf das Erreichte sein«, sagte Sigurdsson. Der Isländer machte nach der 27:29-Niederlage in Gummersbach seinem Team keinen Vorwurf: »Die Jungs haben toll gekämpft, alles gegeben und das bestmögliche Ergebnis rausgeholt.«
Absteiger aus der Bundesliga sind die HSG Düsseldorf und GWD Minden. Der TSV Dormagen spielt in der Relegation gegen den Besten der beiden Zweitligastaffeln um den Klassenverbleib.
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