»Saudi-Arabien des Lithiums«

US-Geologen entdeckten in Afghanistan riesige Mineralvorkommen

  • Benjamin Beutler
  • Lesedauer: 2 Min.
Ist der Krieg in Afghanistan auch ein Krieg um Rohstoffe? Zumindest werden hier umfangreiche Lagerstätten vermutet.

Laut »New York Times« ist ein Team von US-Geologen und Experten des US-Außenministeriums in Afghanistan offenbar auf gewaltige Mineralvorkommen gestoßen. Der Schätzwert der entdeckten Vorkommen an Kupfer, Lithium, Eisen, Gold und Kobalt beläuft sich auf rund eine Billion US-Dollar, berichtete die Zeitung am Montag. Das durch Bürgerkrieg und Interventionen gebeutelte Land in Zentralasien könnte zu einem der weltweit führenden Rohstoff-Exporteure aufsteigen, so der US-Kommandeur für die Region, General David Petraeus.

Die »New York Times« beruft sich auf ein aktuelles Pentagon-Memo. Danach verfüge Afghanistan über so große Lithiumvorkommen wie bisher nur Bolivien und könne damit zum »Saudi-Arabien des Lithiums« werden; dieser Rohstoff ist ein Schlüsselmaterial für die Produktion von Akkus für Elektroautos, Laptops und Mobiltelefone. Militär Petraeus zufolge steht Afghanistans wirtschaftliche Entwicklung vor »atemberaubenden Möglichkeiten«. Ein Berater des afghanischen Bergbauministeriums sieht ebenfalls eine rosige Zukunft. Bodenschätze wie Eisen und Kupfer könnten »das Rückgrat unserer Wirtschaft werden«.

Schon 1991 hatte eine US-Studie ergeben, dass durch den Abbau von Bodenschätzen genügend Profit erzielt werden könnte, um den Wiederaufbau des Landes zu finanzieren. Ganz überraschend kommt die Meldung darum nicht. Laut dem Zeitungsbericht arbeiten US-Experten schon seit 2006 an der geologischen Erkundung des rund 652 000 Quadratkilometer großen Binnenlandes, vor allem aus der Luft. Dabei hätten die Wissenschaftler auf Karten und Daten zurückgegriffen, die sowjetische Geologen während der 80er Jahre erstellt hatten. »Es gab Karten, aber wegen der Kriege blieb die Entwicklung 35 Jahre lang stehen«, zitiert die Zeitung den afghanischen Ingenieur und Ex-Mitarbeiter im Kabuler Bergbauministerium Achmed Hudschabre. Nach dem Abzug der Sowjetarmee 1989 hätten einheimische Geologen die Studien versteckt und erst nach dem Sturz der Taliban und dem Einmarsch der NATO-Truppen »zutage gefördert«.

Schon Mitte Mai hatte der afghanische Präsident Hamid Karsai den vermeintlich im Boden schlummernden Reichtum zur Sprache gebracht. Bei einer Veranstaltung des »US-Instituts für Frieden« (USIP) in Washington pries er die Ressourcen als »großartige Möglichkeit«. Unter Anwesenheit von US-Außenministerin Hillary Clinton bezifferte er deren Wert auf drei Billionen US-Dollar. Vorstand der Kongress-Stiftung USIP ist J. Robinson West, Chef der Energieberatungsfirma PFC Energy. Dieser Thinktank für Rohstoff- und Energieerschließung erstellt Machbarkeitsstudien. 2009 hat eine »Task Force« des Pentagons damit begonnen, für Irak entwickelte Business-Programme in Afghanistan anzuwenden. US-Bergbauspezialisten werten seitdem intensiv die Ausbeutbarkeit afghanischer Ressourcen aus.

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