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Stehaufmann
In der vergangenen Woche berief der polnische Sejm den 58-jährigen Professor der Wirtschaftswissenschaften Marek Belka zum Präsidenten der Polnischen Nationalbank (NBP). Er trat an die Stelle des bei dem Flugzeugunglück von Smolensk tödlich verunglückten Slawomir Skrzypek, der als »Kaczynski«-Mann galt. Als »in allen Wirtschaftsfragen sehr kompetenter und international bekannter Mann« war Belka nun vom Kandidaten der »Bürgerplattform« (PO) für das Staatspräsidentenamt, Bronislaw Komorowski, in dessen Funktion als Sejmmarschall vorgeschlagen worden.
Mit der Berufung Belkas erfolgte eine Weichenstellung für Polens Politik, vielleicht sogar für eine Koalition der PO mit der linksorientierten SLD im nächsten Jahr. Ohne Zustimmung des Demokratischen Linksbündnisses (SLD) wäre es zur Berufung Belkas an die Spitze der NBP nicht gekommen.
Der Ökonom Belka ist kein unbeschriebenes Blatt im gesellschaftlichen Geschehen Polens seit der Wendezeit. Gleich 1990 trat das ehemalige Mitglied der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei als Berater im Finanzministerium an. Die neuen Machthaber wussten, wen sie da für sich »gewonnen« hatten: einen Fulbright-Stipendiaten, der als Schüler von Milton Friedman an der Columbia-Universität, dann in Chicago und schließlich an der London School of Economics seinen an der Universität von Lodz erworbenen Wissensstand aufpolierte. Premier Wlodzimierz Cimoszewicz (SLD), ebenfalls ein »Fulbrighter«, holte 1997 den Parteikollegen Belka in sein Kabinett als Finanzminister. So tat es auch 2001 der dritte »linke« Premier Leszek Miller. 2003, für die »Politik der Willigen« nach Irak abkommandiert, übernahm Belka dort die Leitung des Internationalen Koordinierungsrates (UNECE), kam aber nach dem Scheitern Leszek Millers wieder an die Weichsel und führte in der Zeit 2004 bis 2005 eine SLD–Minderheitsregierung. Nach deren Abwahl wurde er 2006 »Vertreter für Wirtschaftsfragen der UNO« in Europa. Zuletzt war er für den Internationalen Währungsfonds tätig. Als neuer Chef der Nationalbank hat Belka zwei Ziele deklariert: Stabilisierung des Zloty und die Stärkung der Unabhängigkeit der NBP von der Regierung.
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