Der HSV kommt nicht zur Ruhe

Fans fordern Mitgliederversammlung / Millionen-Investion nun ungewiss

  • Andreas Hardt
  • Lesedauer: 3 Min.
Hamburg (SID) Der Hamburger SV kommt einfach nicht zur Ruhe. Das Modell »Anstoß« könnte nun platzen, bevor es beginnt. Vier Stunden lang legte der Milliardär Klaus-Michael Kühne am Dienstagabend an der Seite von Vorstandschef Bernd Hoffmann wichtigen Aufsichtsräten seine Vorstellungen millionenschwerer Unterstützung dar. Rund 15 Millionen Euro ist der Speditionskaufmann angeblich bereit, in seinen Lieblingsverein zu investieren. Da wäre sogar der Name Michael Ballack als möglicher Neuzugang keine Illusion mehr.

Doch statt über den deutschen Weltstar zu jubeln, haben die mächtigen Supporters eine außerordentliche Mitgliederversammlung beantragt. Sie fühlen sich nicht ausreichend im Vorfeld informiert und haben grundsätzliche »Bauchschmerzen« mit dem Modell. Binnen 31 Tagen muss diese Versammlung nun stattfinden.

"Die Mitgliederversammlung möge beschließen, dass der Vorstand und der Aufsichtsrat die Mitgliedschaft über bevorstehende Investorenmodelle im Vorwege eines entsprechenden Vertragsabschlusses umfassend informieren«, fordern die Supporters.

Die Vertreter der über 60.000 organisierten HSV-Mitglieder fürchten durch das Investorenmodell eine verdeckte Rechteabtretung an Privatpersonen wie Kühne. »Da der Vereinsöffentlichkeit bislang keinerlei Informationen über diese Pläne vorliegen, kann derzeit nicht beurteilt werden, ob hier gegebenenfalls sogar eine erhebliche Veränderung der Vereinsorganisation (...) vorliegt«, heißt es im Antrag der Supporters, den deren Abteilungsleiter Ralf Bednarik eingereicht hat.

Doch selbst innerhalb der HSV-Fans herrscht keinesfalls Einigkeit. Eine andere Gruppe distanziert sich von dem Antrag der Supporters. Der Fanklub »Der Norden hebt ab«, der vor allem die Außendarstellung des Aufsichtsrates bei der verunglückten Sportchefsuche kritisierte, hatte sich mit dem Vorstand über die Abhaltung einer Informationsveranstaltung geeinigt.

Hoffmanns Idee, die er bereits vor einer Woche dem Aufsichtsrat vorgestellt hat und die dort abgenickt wurde, sieht vor, dass Privatleute dem Klub Geld für Spielertransfers zur Verfügung stellen und bei einem eventuellen Weiterverkauf des Spielers entsprechend finanziell an dem Erlös beteiligt werden. Einfluss auf die Personalpolitik sollen sie aber ausdrücklich nicht haben. Einziger bekannter Investor bislang ist Kühne.

Die Supporters befürchten allerdings, dass Investoren sehr wohl Einfluss auf die Personalpolitik nehmen könnten, eben weil sie interessiert sein könnten, Angebote an Spieler mit hohen Ablösesummen anzunehmen. Auch seien die Geldgeber mit der Abtretung eines gewissen Prozentsatzes an möglichen Transfererlösen indirekt am Vereinsvermögen beteiligt. »Das Engagement eines Investors rentiert sich nur bei einem weiteren Transfer des Spielers«, erklären die Supporters.

Mit dem neuen Trainer Armin Veh hat der Logistik-Unternehmer bereits gesprochen. Man war angetan voneinander, war zu hören. Ob der 73 Jahre alte Kühne angesichts dieses Widerstandes im Verein noch Lust hat, sein Engagement aufrecht zu erhalten, wird die Zukunft zeigen. Von der Idee, den 33 Jahre alten Michael Ballack in die Hansestadt zu holen, hält Kühne angeblich ohnehin nicht viel. Dessen Wiederverkaufswert ginge in zwei Jahren ohnehin gegen Null. Lieber würde er sein Geld in den Kauf und die Ausbildung vielversprechender Talente investieren.
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