CIA kann Bin Laden nicht finden

Geheimdienstchef nennt Afghanistankrieg »härter, als alle vorausgesehen haben«

  • Lesedauer: 3 Min.
Der Chef des US-Geheimdienstes CIA, Leon Panetta, hat Schwierigkeiten beim internationalen Einsatz in Afghanistan eingeräumt.

Washington/Kabul (Agenturen/ ND). Bei dem Einsatz am Hindukusch gebe es zwar Fortschritte, sagte Panetta am Sonntag dem US-Fernsehsender ABC. Er sei aber »härter und langsamer, als alle vorausgesehen haben«. Panetta, der die CIA seit vorigem Jahr leitet, wies auf die zahlreichen Probleme in Afghanistan hin. Es handele sich um eine Stammesgesellschaft, in der es Probleme bei der Regierungsführung sowie mit Korruption, Drogenhandel und dem Aufstand der radikal-islamischen Taliban gebe. Die entscheidende Frage sei, ob die Afghanen Verantwortung für ihre Sicherheit übernehmen wollten, so Panetta.

Die Taliban seien derzeit besonders gewalttätig und verübten mehr Bombenanschläge, die sich insbesondere gegen die internationalen Truppen in Afghanistan richteten, sagte Panetta in dem Interview. Er hob jedoch auch Erfolge im Kampf gegen islamische Extremisten hervor. Das Terrornetzwerk Al Qaida, dessen Bekämpfung ein zentrales Ziel des US-Einsatzes in Afghanistan sei, sei derzeit so schwach wie wohl nie zuvor. In Afghanistan gebe es nur noch 50 bis 100 Al-Qaida-Mitglieder, vielleicht auch weniger.

»Wir haben weiter eine Wirkung auf ihre Kommando- und Kontrollstrukturen. Wir haben weiter eine Wirkung auf ihre Fähigkeit, Angriffe zu planen«, fügte der CIA-Chef hinzu. Zudem sei im vergangenen Monat Al Qaidas Nummer drei, Mustafa Abu al-Jasid, getötet worden. Wenn der Druck auf das Terrornetzwerk erhalten bleibe, werde es nach seiner Einschätzung auch gelingen, Al-Qaida-Chef Osama bin Laden und seinen Stellvertreter Aiman al-Sawahiri aus ihrem Versteck zu treiben und sie zu verfolgen.

Die meisten Al-Qaida-Kämpfer wie auch Bin Laden halten sich nach Panettas Einschätzung in den an Afghanistan grenzenden pakistanischen Stammesgebieten auf. Dieses Gebiet sei »das schwierigste der Welt«, so der Geheimdienstchef. Bin Laden sei sehr gut versteckt und werde durch ein massives Sicherheitsaufgebot geschützt.

Unterdessen erleben die NATO-Truppen in Afghanistan derzeit ihren blutigsten Monat seit dem Einmarsch der US-geführten Koalition Ende 2001. Mit dem Tod von vier norwegischen und einem britischen Soldaten stieg die Zahl der im Juni getöteten NATO-Soldaten auf 99, wie am Montag eine Zählung der Nachrichtenagentur AFP ergab. Damit ist der Juni der verlustreichste Monat für die NATO-Truppen am Hindukusch in den vergangenen fast neun Jahren.

Insgesamt starben damit in den ersten sechs Monaten 2010 bislang 319 ausländische Soldaten am Hindukusch; im gesamten vergangenen Jahr waren es 520. Die NATO führt den dramatischen Anstieg der Opferzahlen darauf zurück, dass der Kampf gegen die Taliban intensiviert und in die Taliban-Hochburgen getragen wurde.

Bei einer Militäroperation in der südafghanischen Provinz Kandahar haben Soldaten der Schutztruppe ISAF nach Polizeiangaben acht Zivilisten getötet. Wie der Vizepolizeichef der Provinz, Mohammad Shah Farooqi, am Montag mitteilte, starben die Männer, als NATO-Soldaten zwei Gebäude in einem Vorort der Millionenstadt Kandahar stürmten. Farooqi sagte, es gebe keine Beweise dafür, dass die Todesopfer in »regierungsfeindliche Aktivitäten« verwickelt gewesen seien. In einer Erklärung der ISAF heißt es dagegen, bei dem Einsatz afghanischer und internationaler Truppen seien »ein Taliban-Kommandeur und mehrere Bewaffnete« getötet worden.

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