- Kommentare
- kommentiert
Folter-Firnis
Die neue Londoner Regierung will jetzt untersuchen lassen, ob mit Wissen britischer Schlapphüte Terrorverdächtige gefoltert wurden. Die Anschuldigungen richten sich sowohl gegen den Inlandsgeheimdienst MI5 als auch gegen den Auslandsgeheimdienst MI6. Menschenrechtsorganisationen haben wiederholt eine unabhängige Prüfung diverser Vorfälle gefordert. Noch immer, so die Vereinten Nationen gerade in einer Erklärung zum weltweiten Tag für die Folteropfer, sei trotz internationaler Ächtung die staatlich sanktionierte Misshandlung von Inhaftierten weit verbreitet und in vielen Ländern weiter Teil des Rechtssystems.
Schnell wird dabei an Staaten wie Iran, Irak oder Myanmar gedacht, die die UN-Antifolterkonvention noch nicht unterzeichnet haben. Doch weiß man spätestens seit dem von USA-Präsident George W. Bush ausgerufenen »Krieg gegen den Terror«, wie dünn der rechtsstaatliche Firnis auch in der westlichen Welt ist und wie das Folterverbot im Namen der Gefahrenabwendung zu bröckeln beginnt. Nicht nur die Vereinigten Staaten, Großbritannien oder Frankreich nutzen so nach Erkenntnissen von Menschenrechtlern Foltergeständnisse zu nachrichtendienstlichen und polizeilichen Zwecken, auch Deutschland. Folter aber ist nach dem Völkerrecht ohne jede Ausnahme verboten. Durch Folter gewonnenes Beweismaterial, auch wenn es von ausländischen Geheimdiensten erpresst wurde, dürfte in ordentlichen Gerichtsprozessen gar nicht verwendet werden. Menschenrechtsverletzungen im Namen der Terrorismusbekämpfung, das zeigen alle Erfahrungen, bilden letztlich nur den Nährboden für mehr Extremismus und Terror.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.